MEINE Woche: Nach Marseille

„Heute in einer Woche“ – Dieser Gedanke begleitet mich nur noch. Heute in einer Woche bin ich schon in Frankreich, kenne endlich meine Gastfamilie, das Haus, mein Zimmer Das kommt wegen meiner Teilnahme am Voltaire-Programm des Deutsch-Französischen Jugendwerkes. Das ist ein Art Austauschprogramm, bei dem zuerst ein französischer Partner für ein halbes Jahr nach Deutschland kommt und danach den deutschen Teilnehmer bei sich zu Hause wiederum für sechs Monate beherbergt. Nun bin ich an der Reihe. Am Samstag schon lande ich abends in Marseille, um für sechs Monate ein neues Leben in der Provence zu beginnen. Die verbleibenden Tage lassen sich durch die simplen Worte „Familie“, „Freunde“ und „Koffer“ beschreiben. So renne ich von einer Abschiedsfeier zur nächsten: Einmal sitze ich vor einem typisch schwedischen Buffet mit Knäckebrot, Lachs und Musik aus Astrid-Lindgren Filmen, weil eine Freundin für ein Jahr nach Schweden geht. Dann wieder bin ich auf einer Grillfeier der Freundin, die für ein Jahr in die USA abhaut. Überall fließen Tränen, Umarmungen verzögern die Zeit und Sätze wie „Wir müssen in Kontakt bleiben!“ werden geradezu im Chor ausgesprochen. Dazu kommt das Kofferpacken: Bloß nicht die 20 Kilo-Grenze überschreiten! Nebenbei hetze von einem Ort zum anderen, um noch ein Gastgeschenk der Marke „Typisch Berlin“ zu kaufen. Ich erlebe eine emotionale, hektische, aber auch nachdenkliche Zeit. Freude, Zweifel, Neugier und Abschiedsschmerz wechseln sich rasend schnell ab. Und heute in einer Woche – da weiß ich mehr.

Ann-Kathrin Kühn ist 16 Jahre alt und kommt aus Kleinmachnow