Von Günter Schenke: Nach Sternen gucken am „Ort der Ideen“ Astrophysikalisches Institut Potsdam wird ausgezeichnet / „Lange Nacht der Sterne“ gut besucht
Babelsberg – Das Astrophysikalische Institut Potsdam (AIP) ist einer von 365 ausgezeichneten „Orten der Ideen“ in Deutschland. Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) übergab eine durchsichtige Stele mit drei darin eingeschweißten Blüten in den Nationalfarben und die von Bundespräsident Horst Köhler unterschriebene Urkunde am Samstag zu Beginn der „Langen Nacht der Sterne“ an das AIP.
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Babelsberg – Das Astrophysikalische Institut Potsdam (AIP) ist einer von 365 ausgezeichneten „Orten der Ideen“ in Deutschland. Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) übergab eine durchsichtige Stele mit drei darin eingeschweißten Blüten in den Nationalfarben und die von Bundespräsident Horst Köhler unterschriebene Urkunde am Samstag zu Beginn der „Langen Nacht der Sterne“ an das AIP. Sie erwähnte bei dieser Gelegenheit, dass das AIP bei der jüngsten Bewertung der deutschen Leibniz-Institute mit „überwiegend sehr gut“ bewertet wurde.
400 Jahre nachdem Galileo Galilei das erste Mal ein Teleskop auf den Himmel richtete, würdigt der deutschlandweite Wettbewerb mit dieser Auszeichnung das AIP-Projekt „Kosmischer Weitblick“. Was es damit auf sich hat, erläuterte der Astronom Georg Lamer: In dem Forschungsprojekt gehe es um ferne Galaxien, welche das größte Röntgenteleskop im Orbit nur zum Teil sichtbar machen könne. Lamer zeigte Bilder, welche die Röntgenquellen im Weltraum darstellen, aber auch dunkle Stellen, an denen scheinbar keine Materie ist. Erst das größte Binocular-Teleskop der Welt mit seinen zwei riesigen Spiegeln zeigt, dass doch etwas dort vorhanden ist.
Das Riesen-Teleskop, dessen Technologie in Potsdam mitentwickelt wurde, steht auf dem Mount Graham im USA-Bundesstaat Arizona. Auf einem damit aufgenommenen Foto ist ein diffuses blaues Feld mit roten punktförmigen Einschlüssen zu sehen. Es handele sich um ferne Galaxien, die 7,7 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt sind – eine unvorstellbare Entfernung und eine unvorstellbare Masse, viele Billionen Mal schwerer als die Sonne, erläuterte Lamer. „Es ist der schwerste Galaxienhaufen im entfernten Universum“, sagt der Astrophysiker. Mit einem noch besseren Instrument, dem eROSITA, wollen die Forscher dem Galaxienhaufen künftig weitere Geheimnisse entlocken. Wie schon das ebenfalls vor vierhundert Jahren erschienene Werk von Johannes Kepler „Astronomia Nova“ relativieren diese Erkenntnisse die Rolle des Menschen und machen deutlich, dass er nur ein winziger Teil des Universums ist.
Im Rahmen des Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ sind in diesem Jahr 14 Orte im Land Brandenburg ausgewählt, davon sechs in Potsdam. Auf der Liste stehen unter anderem das Institut für Agrartechnik in Bornim sowie die europaweit einzigartige Kantorenausbildung am Abraham-Geiger-Kolleg.
Über tausend Menschen pilgerten am Samstag zum „Ort der Ideen“ an der Straße zur Sternwarte, um den Nachthimmel zu bestaunen und hinter die Kulissen zu schauen. Neben den wissenschaftlichen Teil ging es aber auch familiär-fröhlich zu: Kinder starteten selbst gebastelte Wasserraketen. Wie bei realen Raketenstarts gelang dabei nicht alles und so landete schon mal eine Rakete zwischen den am Bratwurst-Stand Schlange stehenden Besuchern. Insgesamt 15 Stationen hatten die AIP-Mitarbeiter aufgebaut. AIP-Direktor Matthias Steinmetz erklärte, dass das AIP die Lange Nacht der Sterne auf den 4. April gelegt habe, weil im laufenden Internationalen Jahr der Astronomie vom 2. bis 5. April in allen astronomischen Einrichtungen der Welt „100 Stunden Astronomie“ stattfinden. Und da wollte das AIP als eines der bedeutenden Institute dabei sein.
Günter Schenke
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