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Ort der Trauer. Kerzen, Blumen und Plüschtiere erinnern an das verunglückte vierjährige Mädchen. Der Unfallverursacher hatte nicht hinter der haltenden Tram gewartet.

©  M. Thomas

Potsdam: Nach Unfall: Stadt prüft Ampeln an Haltestellen

Im Fokus sind auch die Kap-Haltestellen an der Berliner Straße. An der Zeppelinstraße herrschte offenbar schon lange Gefahr.

Stand:

Potsdam - Nach dem schweren Unfall an der Straßenbahnhaltestelle Zeppelinstraße / Im Bogen, in dessen Folge ein vierjähriges Mädchen starb, prüft die Stadtverwaltung Ampeln für sämtliche Tramhaltestellen ohne Mittelinsel. Auf der Zeppelinstraße müssen die Fahrgäste direkt auf der Fahrbahn aussteigen. Ein 23-jähriger BMW-Fahrer aus Werder (Havel) hatte sich nicht an die Straßenverkehrsordnung gehalten und war an der haltenden Tram vorbeigefahren; die dort vorhandene Ampel, die auf rot schaltet, wenn eine Tram hält, war um 22 Uhr ausgeschaltet worden. Wenige Minuten später fuhr der BMW-Fahrer das Mädchen an, die Ärzte des „Bergmann“-Klinikums konnten sie nicht retten.

Jetzt laufen im Rathaus die Prüfungen. An insgesamt acht der 127 Potsdamer Tramhaltestellen müssen Fahrgäste auf der Straße aussteigen. Die anderen Haltestellen liegen am Rand einer Straße oder auf einer Mittelinsel. Betroffen sind unter anderem die Haltestellen Berliner Straße/Mangerstraße und Berliner Straße/Ludwig- Richter-Straße. Beide stehen ohnehin in der Kritik: Es sind die ersten in Potsdam als sogenannte Kaps umgebauten Haltestellen. Die Tram hält in der Mitte, die Fahrbahn ist zugunsten der Barrierefreiheit bis auf Höhe des Bordsteins angehoben. Die Schulleiterin des unweit der Haltestelle Mangerstraße gelegenen Oberstufenzentrums „Johanna Just“, Monika Landvoigt, hatte die Kaps bereits als „gefährlich“ bezeichnet. Viele Autofahrer halten den schmalen Pflasterstreifen neben dem Gleis fälschlich für eine Haltestelleninsel und stoppen nicht. Stadt und Verkehrsbetrieb hatten im vergangenen Jahr zugesagt, die Anbringung einer Ampel oder eines Zebrastreifens zu prüfen. Passiert ist seitdem nichts. „Die Prüfung, wie sich die Haltestellen bewähren, ist noch nicht abgeschlossen“, so die Stadtverwaltung. Nach bisherigen Erkenntnissen habe es einen Unfall gegeben, bei dem ein Fahrgast vom Spiegel einer Tram getroffen wurde. Ohnehin sei die Verkehrssituation an allen weiteren Haltestellen mit Straßenausstieg nicht mit jener auf der Zeppelinstraße vergleichbar, heißt es aus dem Rathaus.

Dort ist es offenbar bereits vor dem tödlichen Unfall zu gefährlichen Situationen gekommen. Den PNN berichtete der Potsdamer Christian Schönauer von einem glimpflich verlaufenen Vorfall an gleicher Stelle Ende April. Das Verfahren gegen den Verursacher sei gegen geringes Bußgeld eingestellt worden.

Für die zusätzliche Sicherung von Straßenbahnhaltestellen durch Ampeln gibt es laut Verwaltung keine speziellen Kriterien. Ob eine Ampel installiert wird, sei eine Einzelfallentscheidung. Verkehrsaufkommen, Unfallhäufigkeit und die Sichtbarkeit der Haltestelle spielen dabei eine Rolle. Anders gesagt: Solange nichts passiert, gibt es keine Ampel. Neben der Unfallhaltestelle auf der Zeppelinstraße ist noch die Haltestelle Friedrich-Ebert-Straße/Alleestraße mit einer Ampel gesichert. Seit dem 2. Juli lässt die Stadt die Ampel an der Zeppelinstraße rund um die Uhr in Betrieb.

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