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Von Kay Grimmer: Nachfrage bei Arche und Tafel gestiegen Verwaltung plant im Januar Treffen mit Trägern,

um „notfalls Maßnahmen zu ergreifen“

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Die Nachfrage von Angeboten für Bedürftige – wie die Suppenküche, die Potsdamer Tafel oder die Arche – scheint in diesem Jahr angestiegen zu sein. Zu dieser Einschätzung kommen unisono sowohl Vertreter sozialer Einrichtungen wie die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt, Angela Basekow, wie auch die Verwaltung, an erster Stelle die verantwortliche Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos).

Deshalb will die Stadtverwaltung im Januar ein Workshop veranstalten, um „die gefühlten Werte“, so Basekow, statistisch zu unterfüttern. „Wir brauchen sichere Zahlen, um notfalls gezielt Maßnahmen zu ergreifen“, sagte Elona Müller gegenüber PNN. Zu dem Workshop sind Träger von Sozialeinrichtungen, Verwaltungsverantwortliche und Vertreter gemeinnütziger Vereine eingeladen. Ihre Statistiken und Erfahrungen sollen auch Ausbildungs- und Beschäftigungseinrichtungen und die Potsdamer Hartz IV-Agentur Paga beisteuern.

Bernd Siggelkow vom Christlichen Kinder- und Jugendwerk e.V. „Arche“ sagte gestern beim Besuch des Potsdamer Eltern-Kind-Zentrum der Awo: „Die Gesamtsituation ist in diesem Jahr schwieriger, die Bedürftigkeit höher geworden.“ Doch sei auch das Vertrauen der Betroffenen in bestimmte Angebote und Einrichtungen gestiegen, so Siggelkow. Angela Basekow bestätigte: „Es kann durchaus sein, dass die Anzahl der Bedürftigen gleich geblieben ist, diese aber verstärkt die vorhandenen Angebote nutzen.“ Dabei verwies Siggelkow auch auf das Arche-Angebot in der Drewitzer Priesterweg-Grundschule. Mittlerweile würde das Christliche Kinder- und Jugendwerk für 140 Kinder das Mittagessen finanzieren, angefangen hatte man mit 80 Essern. „Doch auch von den restlichen 45 Kindern, die bislang nicht das Mittagsangebot der Arche annehmen, gehören sicherlich noch einige zu den Bedürftigen“, glaubt Siggelkow. Jörg Jutzi, stellvertretender Geschäftsstellenleiter der Volkssolidarität, die die Suppenküche betreibt, sprach von bis zu 80 Besuchern pro Tag in der Suppenküche. Im vergangenen Jahr waren es lediglich bis zu 60.

Sozialbeigeordnete Müller sagte: „Wir haben auch wahrgenommen, dass die Zahl der Besucher bei Tafel und Suppenküche größer geworden scheint.“ Ob tatsächlich die Zahl der Hilfesuchenden größer geworden ist, müsse indes belegt werden. „Dann stellt sich die Frage, wo die Ursachen liegen?“ Nur die Höhe der Hartz IV-Bezüge dafür verantwortlich zu machen, sei zu kurz gegriffen, meinte Müller. „Die Stadt ist größer geworden in den vergangenen Jahren.“

Ziel müsse vor allem sein, Jugendliche und Kinder vor sozialem Abstieg zu sichern, betonte die Sozialbeigeordnete. Noch nicht geklärt sei zum Beispiel, warum die Jugendarbeitslosigkeit in Potsdam so niedrig wie nie zuvor sei, andererseits aber das Obdachlosenasyl im Lerchensteig stark steigende Zahlen bei Jugendlichen ohne Wohnung verzeichne (PNN berichteten). Ein Erklärungsversuch der Sozialbeigeordneten: Durch die großen Anstrengungen bei der Vermittlung von jungen Arbeits- und Ausbildungssuchenden in den letzten Jahren scheine sich nun der Kreis der Personen „zu verdichten“, bei denen Lebensbildung erst einmal wichtiger sei als eine Berufsausbildung.

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