ORTSTERMIN: Nachhaltig mobiler Rollrasen
Als Autofahrer traut man seinen Augen kaum: Am Sonntag hat die Stadtverwaltung innerhalb weniger Stunden die Schopenhauerstraße von vier auf zwei Spuren reduziert und die zentrale Verkehrsader – außer für den Busverkehr – für sämtliche andere Fahrzeuge gesperrt. Mehr noch: Auf der Hälfte der bisherigen Fahrbahn liegen tausend Quadratmeter Rollrasen.
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Als Autofahrer traut man seinen Augen kaum: Am Sonntag hat die Stadtverwaltung innerhalb weniger Stunden die Schopenhauerstraße von vier auf zwei Spuren reduziert und die zentrale Verkehrsader – außer für den Busverkehr – für sämtliche andere Fahrzeuge gesperrt. Mehr noch: Auf der Hälfte der bisherigen Fahrbahn liegen tausend Quadratmeter Rollrasen.
Der Grund: Die Stadt feiert den „Tag der nachhaltigen Mobilität“. Dieses Bürgerfest ist der Auftakt für die städtische Kampagne „Besser mobil. Besser leben“. Mit Veranstaltungen, Plakaten und sogar Radiowerbung sollen die Potsdamer damit in den kommenden Monaten dazu animiert werden, lieber Fahrrad oder Bus und Bahn zu nutzen – statt Auto zu fahren. Mehr als eine Million Euro lässt die Stadt dem Vernehmen nach für die Kampagne springen.
So werden beim Bürgerfest auch einige Alternativen zum Auto vorgestellt, auf und neben dem Rollrasen: Interessenten können zum Beispiel sogenannte Lastenräder probefahren, also mit Elektromotoren ausgestattete Drahtesel, mit denen sich schwere Sachen aller Art transportieren lassen. Auch eine kleinere Solar-Straßenbahn tingelt hin und her. Vor allem aber geht es um normale Fahrräder, für sie gibt es das Rundum-Programm inklusive Waschanlage und Reparaturstation. Und: In der Fahrraddiebe-Hochburg Potsdam sind an so einem Tag natürlich auch Stände vorhanden, an denen sich das Rad codieren lässt oder die Polizei bei der Wahl des richtigen Schlosses berät. Für das gänzlich unmobile Abschalten ist auf dem Rollrasen sogar ein Lounge-Bereich eingerichtet – wo sonst Autos fahren, flätzen sich dutzende Besucher auf Sonnenliegen. Zugleich müssen Autofahrer, die von der Hegelallee zur Zeppelinstraße wollen, kilometerweite Umleitungen in Kauf nehmen. „Stehen ist die Mobilität von Potsdam oder eine Übung Finde den neuen Weg“, ätzt ein Nutzer im sozialen Netzwerk „Facebook“.
Unter den hunderten Besuchern ist auch Axel Dörrie, der oberste Verkehrsplaner in der Stadtverwaltung. Er verteidigt das Konzept, für so ein Fest der Mobilität eine wichtige Straße zu sperren: „An einem Sonntag ist das durchaus möglich.“ Doch was passiert nun mit dem sorgfältig verlegten Rasen? Dörrie sagt, am heutigen Montag werde der Rollrasen zur Rosa-Luxemburg-Grundschule geliefert und dort wieder neu verlegt. „Sonst wäre das Ganze ja nicht nachhaltig.“
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