
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Nachhaltige Party unter Palmen
Biosphäre und Verein Prowissen luden zum CO2-neutralen Abend für Potsdams Forscherelite
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Bornstedter Feld - Tropische Luft, raschelndes Palmendickicht, leises Vogelgezwitscher: Vor der exotischen Kulisse der Biosphäre traf sich am Freitagabend Potsdams Forscherelite zu „Wissenschaft bewegt“, dem – ja, was eigentlich? – „CO2-neutralen Tanzevent“? „Wissenschaftsball“? „Wir stellen hinterher fest, was es ist““, meinte Biosphäre-Chef Eckhard Schaaf. Jedenfalls soll es keine Konferenz, keine Diskussionsrunde und kein Kongress sein: „Es gibt in der Stadt einfach nichts, wo sich Potsdamer Wissenschaftler einfach mal in schöner Atmosphäre treffen können“, erläutert Simone Leinkauf vom Verein Prowissen die Grundidee. Schließlich arbeiten über 5300 Wissenschaftler in Potsdam.
Davon sind etwa 60 erschienen. Vielleicht wären mehr gekommen, wenn man auch schriftliche Einladungen geschickt hätte, doch genau das wollten die Organisatoren von Biosphäre und Prowissen vermeiden: „Wir haben die Einladungen nur per E-Mail verschickt, um kein Papier zu verschwenden“, sagt Heike Munderloh von der Climate Media Factory (CMF), die für die Klimaneutralität des Events verantwortlich ist. Um den CO2-Ausstoß so gering wie möglich zu halten, wurde allen Gästen zudem ein Kombi-Ticket für die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln zur Anreise angeboten. Jeder Gast wird am Einlass befragt, die Anreise-Information vermerkt, daraus errechnet sich am Ende der CO2-Wert, der später von der CMF durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten in aller Welt kompensiert wird. Im Falle des Wissenschaftsballs lag der Wert am Ende bei zehn Cent pro Person. 30 Cent waren nach einer Vorberechnung bereits im Eintrittspreis eingerechnet, die restlichen 20 Cent werden von der CMF aber trotzdem an Uweltschutzprojekte gezahlt.
„Dass ist sinnvoll“, meint der Biologe Mark Stitt vom Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie, „man sollte seinen ökologischen Fußabdruck wieder auslöschen können“. Für Lars Berger klingt das Ganze aber eher nach „Ablasshandel“: „Ich finde diesen CO2-Handel etwas fragwürdig und auch zu abstrakt““, kritisierte der Ressourcenökonom, der mit der Bahn angereist ist, „besser ist es, wenn man etwas Greifbares macht, wie zum Beispiel regionale Lebensmittel anzubieten.“ Doch auch daran war gedacht: Das Buffet wartete etwa mit „märkischem Kartoffeltopf“ und „Blechkuchen von Werderaner Äpfeln“ auf. Hähnchenfleisch und Fisch gab es auch, denn: „Geflügel und Fisch sind klimafreundlicher als Rind und Schwein, deren Futterproduktion viel größere Weideflächen benötigt“, informierte ein Schild.
Zu lernen gab es auch etwas: In einem „Science-Slam“ – einem Mix aus Poetry- Slam und wissenschaftlichem Vortrag – warben drei Kandidaten um die Gunst des Publikums: „Die Beziehung zwischen Küstenstädten und dem Meer bringt meistens Lovestorys hervor, zum Beispiel schöne Sonnenuntergänge“, erklärt Luis Costa vom Institut für Klimafolgenforschung das Problem von Überflutungsgefahr: „Doch wie in jeder Beziehung gibt es auch Streit, und dabei gehen nicht nur ein paar Teller kaputt, sondern meist die ganze Stadt.“ Ein Problem, dass sich durch die steigenden Meeresspiegel verschärft, doch es gibt eine Lösung: „Einfach die Städte höher bauen“, sagt Costa, der am Ende als Sieger aus dem Science-Slam hervorgeht. Erik Wenk
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