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Landeshauptstadt: Nachhilfe in der Amtssprache

Zehn Potsdamer Service-Clubs unterstützen Deutschunterricht-Projekt für Flüchtlinge mit Spende

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Innenstadt - Sie kommen aus Krisen- und Kriegsregionen wie Afghanistan, Kenia, aus dem Libanon oder Irak: Rund 230 Flüchtlinge leben derzeit nach Angaben der Stadt in Potsdam. Ob sie in Deutschland bleiben dürfen oder nicht, erfahren viele von ihnen erst nach mehreren Jahren Wartezeit im Asylverfahren. Was das für Probleme mit sich bringt, wissen Katrin Böhme von der Flüchtlingsberatungsstelle des Diakonischen Werkes Potsdam, und Monique Tinney, die Ausländerseelsorgerin von der Evangelischen Kirche in Potsdam, aus ihrer täglichen Arbeit. „Die prägendste Erfahrung, die die Flüchtlinge in ihren ersten Monaten machen: Die Amtssprache ist deutsch“, sagt Monique Tinney. Aber: Deutschkurse sind teuer und Flüchtlinge mit unsicherem Aufenthaltstatus bekommen dafür keinerlei Förderung.

Das soll sich mit einem spendenfinanzierten Gemeinschaftsprojekt von Flüchtlingsberatung und Ausländerseelsorge ändern. Einen Scheck über immerhin 5849,85 Euro konnten Katrin Böhme und Monique Tinney am Dienstag im Rathaus von zehn Potsdamer Service-Klubs dankend entgegennehmen. Das Geld war beim jährlichen gemeinsamen Benefizkonzert der Klubs für einen guten Zweck im September in der Friedenskirche zusammengekommen – die mittlerweile zehnte derartige Veranstaltung

Mit der Summe erhöht sich der Etat des 2011 gestarteten Projektes „Deutsch lernen ist nicht umsonst“ um rund ein Drittel: Bis Oktober 2012 seien bereits rund 16 500 Euro eingeworben, aber auch 10 000 Euro ausgegeben worden, berichtete Tinney. Mit dem Geld hätten bereits 52 Flüchtlinge in Potsdam kostenlosen Deutschunterricht erhalten. Die jetzt vorhandene Summe reiche aus, um das Projekt bis Ende 2013 zu finanzieren. Zur Fortführung seien aber weitere Spenden nötig: „Schon 60 Euro reichen, um einem Flüchtling 100 Stunden Unterricht zu ermöglichen“, sagt Tinney.

Gezahlt wird für jeweils 600 Stunden Deutschunterricht an der Volkshochschule oder bei der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft – 389 Euro kostet so ein Paket pro Flüchtling. Der Lernumfang sei ausreichend, um den Alltag sprachlich zu meistern: „Um in den Arbeitsmarkt einzusteigen, reicht das aber nicht“, weiß die Ausländerseelsorgerin auch. Mehr Unterstützung sei zudem für Analphabeten nötig: Katrin Böhme schätzt, dass etwa jeder dritte Flüchtling in Potsdam in seinem Heimatland nie richtig Lesen und Schreiben gelernt hat.

Deutschunterricht sei eine „unabdingbare Voraussetzung“ zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, betonte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei der Scheckübergabe. jaha

Spenden auf das Konto des Diakonischen Werkes Potsdam, Kontonr.: 17 47 77 bei der Evangelischen Darlehensgenossenschaft, BLZ: 210 60 237. Verwendungszweck: „Deutschkurs/16 121“.

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