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Landeshauptstadt: Nachholbedarf trotz Rekordzahlen

Die Stadt will ihr veraltetes Tourismuskonzept überarbeiten – ein neuer Fachmann für Marketing soll helfen

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Damals gab es weder Smartphones noch den neuen Landtag: Das schon 15 Jahre alte Tourismuskonzept der Stadt Potsdam soll komplett überarbeitet werden. Das kündigte der Fachbereichsleiter für Kommunikation und Wirtschaft, Dieter Jetschmanegg, am Donnerstag vor Journalisten an. Anlass war die Vorstellung des touristischen Marketingplans für das kommende Jahr.

Für das neue Tourismuskonzept hat eine Ausschreibung bereits begonnen, im Frühjahr will man ein passendes Beraterbüro gefunden haben. Das soll unter anderem identifizieren, an welchen Stellen der Stadt noch touristische Angebote fehlen – etwa entlang der Wasserstraßen. Denn bei den seit Jahren wachsenden Besucher- und Übernachtungszahlen für Potsdam gebe es durchaus noch „Luft nach oben“, sagte Raimond Jennert, neuer Geschäftsführer der kommunalen Potsdam Marketing und Service (PMS), die ab Januar Potsdam für Reiselustige vermarkten soll. Der 55-jährige Familienvater, der auch Vize-Bundesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADCF) ist, berichtete unter anderem vom touristischen Trend geführter Radtouren – dieser Sektor sei auch in Potsdam noch ausbaufähig. Jetschmanegg sagte, vor 15 Jahren sei Potsdam vor allem auf die Schlösser und Gärten konzentriert gewesen – inzwischen gebe es etwa mit der neu entstehenden Mitte weitere Anziehungspunkte für Touristen, für deren Vermarktung noch kein Grundkonzept bestehe.

Die Bedeutung der Mitte soll auch mit einer neuen Tourist-Information am Alten Markt unterstrichen werden (PNN berichteten). Das Büro soll im Frühjahr in der Humboldtstraße 1-2 gegenüber des Landtags öffnen. Außerdem bekommt die PMS – eine Tochter der kommunalen Bauholding Pro Potsdam – dort ihren neuen Sitz. Dazu wird die bisherige Touristeninformation am Brandenburger Tor geschlossen – der Mietvertrag sei ausgelaufen, wie es hieß. Das Ersatzbüro wird sich am Luisenplatz, an der Ecke zur Allee nach Sanssouci neben dem Steigenberger-Hotel befinden. Erhalten bleibt die Touristen-Info im Hauptbahnhof.

Im Bereich Stadtrundgänge rückt zum nächsten Potsdamer Themenjahr 2016 „Hinter den Kulissen“ der Filmdrehort Babelsberg in den Mittelpunkt. So ist eine neue geführte Tour „Und bitte! – Der Filmschauplatz Potsdam“ geplant. Bis nächstes Jahr werde auch die neu gestaltete und möglichst für alle Mobiltelefone kompatible touristische Internetseite für Potsdam gestartet werden, hieß es weiter.

Die PMS ist Nachfolgerin der Tourismus-Marketing Brandenburg. Hintergrund für den Wechsel war unter anderem die verpatzte Vergabe des Tourismusmarketings an die TMB in diesem Jahr – ein weiterer Bewerber hatte diese Vergabe juristisch erfolgreich angefochten und nach einem Vergleich einen niedrigen fünfstelligen Betrag erhalten. Parallel hatte die TMB ihren Rückzug angekündigt. Mit der PMS war in der Folge ein neuer Partner für die Stadt gegründet worden, der zunächst zwei Jahre lang zuständig sein wird. Wie Jennert sagte, würden 13 TMB-Mitarbeiter in das neue 24-köpfige PMS-Team übernommen. Das Jahresbudget für die Gesellschaft ist auf bis zu 950 000 Euro gedeckelt.

Zugleich steuert Potsdam nach 2014 auf ein weiteres Rekordjahr in Sachen Tourismus zu. Demnach kamen in den ersten acht Monaten 322 313 Gäste nach Potsdam – ein Plus von 11,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Hoteliers registrierten 755 642 Übernachtungen, also 8,9 Prozent mehr als im Jahr vorher. Vom Tourismus als Wirtschaftszweig profitieren in Potsdam neben den Hoteliers und den Restaurants vor allem die Einzelhändler – rund 20 000 der mehr als 165 000 Potsdamer leben laut dem Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr an der Universität München vom Tourismus in der Landeshauptstadt.

Allerdings: Der Boom für Städtereisen ist nicht auf Potsdam beschränkt und deutschlandweit ein Phänomen, erklärte Jennert – die Deutschen machen demnach zwar häufiger Urlaub, der aber auch kürzer ist. Auf solche veränderten Reisegewohnheiten müsse auch das neue Tourismuskonzept für die Stadt eingehen. Das Papier solle in Abstimmung mit Vertretern der Tourismuswirtschaft erarbeitet werden, kündigte Jennert an. Die meisten kennt er: Zwischen 1999 und 2008 war der neue PMS-Chef bereits Geschäftsführer des brandenburgischen Landestourismusverbands.

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