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Aus dem GERICHTSSAAL: Nackt auf Ameisenhaufen

„Sadistenprozess“ mit Zeugenbefragung fortgesetzt

Stand:

Aus dem GERICHTSSAAL„Sadistenprozess“ mit Zeugenbefragung fortgesetzt „Ich habe Angst. Deshalb bin ich zum letzten Termin auch nicht gekommen“, bekannte Mike B. (23) vor dem Landgericht. Am gestrigen dritten Verhandlungstag musste er dennoch gegen seinen einstigen Peiniger André S. (41) aussagen. Der ehemals Drogenabhängige wurde von der Polizei vorgeführt. Mit schleppender Stimme erinnerte sich Mike B. an die Zeit, als er mit Ecstasy und Amphetaminen dealte, den Gewinn an André S. aushändigen musste, um seine Schulden abzuzahlen. Funktionierte er nicht so, wie es der Ältere verlangte, sei er von diesem genötigt worden, sich nackt auszuziehen, mit Handfesseln an einen Baum gebunden, mit einem Elektroschocker bedroht und fest an die Hoden gefasst worden. „Ich sollte ihn oral befriedigen. Aber das war mir zu eklig“, erzählte der Zeuge. Er sei auch gezwungen worden, Waschpulver zu inhalieren, mit Goldkrone nachzuspülen, sei unbekleidet in einen Dornenbusch gestoßen und auf einen Ameisenhaufen gesetzt worden. „André hat gesagt, wenn ich jemanden etwas erzähle, würde mir was blühen. Und er würde meinem kleinen Bruder noch etwas Schlimmeres antun.“ Seit Montag vergangener Woche muss sich André S. aus Wilhelmshorst u. a. wegen Vergewaltigung, Raubes und sexuellen Missbrauchs verantworten. Allein 80 der ihm zwischen Januar 2000 bis Dezember 2004 vorgeworfenen 378 Quälereien junger Männer sollen dazu gedient haben, seine sadistischen Neigungen auszuleben. Neben ihm auf der Anklagebank Manuel Sch. (24) aus Potsdam. Er soll an sieben Sexualdelikten beteiligt gewesen sein. „Es gab Prüfungen und es gab Bestrafungen“, hatte es ein Opfer, das später zum Täter wurde, am zweiten Prozesstag auf den Punkt gebracht. Beide Prozeduren waren offensichtlich gleich widerwärtig. Auch Ronny V. (17) wollte zu der Clique von André S. gehören, der sich Jugendliche gefügig machte, damit sie Straftaten für ihn begehen. Der als Handydieb Bekannte passte in das Schema, allerdings sollte er vorher ebenfalls abgehärtet werden. Danach war er ein williges Werkzeug in den Händen des Bandenchefs. Er überfiel auf dessen Weisung die Postfiliale in Wilhelmshorst, brach in Wohnungen ein, um elektronische Geräte zu stehlen. „André hatte auch eine scharfe Waffe. Mit der musste ich einmal auf ein Foto von mir schießen. War schon ein bisschen komisch“, erinnerte sich Ronny V. Danach habe André S. mit derselben Waffe in seine Richtung geballert. „Er wollte uns hart machen. Wir sollten notfalls jemanden erschießen können, ohne lange nachzudenken.“ Damals sei er stolz gewesen, als Jüngster in den Kreis um S. aufgenommen worden zu sein. „Nach der Prüfung habe ich mich irgendwie größer gefühlt, weil ich sie überstanden hatte“, gestand der Zeuge. Heute fühle er sich erleichtert, mit seiner Aussage reinen Tisch machen zu können. Der Prozess wird fortgesetzt. Hoga

Hoga

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