Landeshauptstadt: Nasser Empfang für einen Weltmeister
Fanfarenzug nach erfolgreichem Auftritt in Calgary mit Hochrufen, Blumen und Geschenk vom Oberbürgermeister empfangen
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Ein frischgekürter Weltmeister ist aus Calgary (Kanada) zurück. Die Potsdamer empfingen ihn gestern vor dem Rathaus mit Blumen, Beifall und Hochrufen. Oberbürgermeister Jann Jakobs überreichte ein Willkommensgeschenk: 750 Euro für das Sommerfest des SG Fanfarenzuges Potsdam. Schließlich hat der aus Calgary Gold für das Marschieren mitgebracht, im Showwettbewerb gab es Bronze und Stabführer Robert Fobe errang in seiner Disziplin Silber für den zweiten Platz. Der 30-jährige stabschwingende Drum-Major hat sicher viele Fans und sogar welche unter den Damen in der Hausgemeinschaft. Sie beglückwünschten ihn mit Sekt und Sonnenblume. Fobe ist seit 20 Jahren Mitglied des Fanfarenzuges und hat wie fast alle klein angefangen, mit zehn Jahren als Fanfarenbläser. Den Stab hat er das erste Mal offiziell bei der Fanfaronade 2005 in Cottbus geschwungen. „Ich habe in Calgary gar nichts Besonderes gemacht“, meint er bescheiden. Ihm sei es nur darauf angekommen, klare Signale wie „Fanfare hoch“ oder „wenden“ zu geben. Das hat er allerdings vorzüglich gemacht.
Was gestern allerdings nicht zum begeisterten Empfang passte, das war der Wolkenbruch, der prompt zur Begrüßung einsetzte. Aber ein Weltmeister lässt sich davon natürlich nicht beeindrucken. Wenn auch der Regen von den Fanfaren tropfte und auf den Trommeln Pfützen hinterließ, es wurde weitergespielt und zackig abmarschiert, als gäbe es auch in Potsdam nur Sonnenschein und wolkenlosen Himmel wie in Calgary. Wer den Zug im typischen Rot-Weiß erwartet hatte, sah ihn diesmal in Jeans und schwarzen T-Shirts mit Ahorn-Blatt und rotem Aufdruck, extra angefertigt für Calgary, gesponsert von der Firma Grauer. „Die Uniformen sind in der großen Wäsche“, lachte ein Musiker.
In Kanada war die Herausforderung an die Mitglieder des Fanfarenzuges bei 30 Grad eine ganz andere. Auch schwitzend durfte es kein Nachlassen in den Anstrengungen beim Marschieren und Musizieren geben. Doch davon konnte bei dem großen Beifall der dichtgedrängten Besucher am Straßenrand, den Zuschauern in den Fensterrahmen und auf den Dächern der Häuser während Stampede, der großen Parade über fünf Kilometer, auch keine Rede sein. Die Potsdamer waren schon das dritte Mal in Kanada bei den Weltmeisterschaften der Marching- und Showbands dabei und manch einer wurde wie ein guter alter Bekannter begrüßt. „Wir haben einen so positiven Eindruck auf die Kanadier und die anderen Bands gemacht“, erzählt Fanfarenzug–Geschäftsführer Thomas Knüpfer, „dass wir von den Busfahrern unter Tränen verabschiedet wurden und sofort Einladungen für die nächsten Weltmeisterschaften in Japan und Brasilien erhielten“. Knüpfers waren gleich zu dritt nach Calgary gereist, denn Ehefrau Anja ist musikalische Leiterin des Fanfarenzuges, und da musste die siebenjährige Tochter, das zukünftige Fanfarenzugmitglied Antonia, auch mit. „Im August wird sie mit dem Üben beginnen“, sagt der Papa stolz.
Für Robert Schmidt (18) und Lucas Rätschke (17), beides Fanfarenbläser, war der Auftritt in Calgary ein unvergessliches Erlebnis. „Die Fans haben richtig mitgemacht“, erklärt Robert begeistert. „Anstrengend ist es gewesen, es hat aber auch viel Spaß gemacht“, ergänzt Lucas. Robert hat gerade sein Abi gemacht und wird ein Studium beginnen. Doch vom Fanfarenzug will er nicht lassen. „Andere schaffen das auch“, meint er. Als nächstes werde man sich auf die Fanfaronade 2013 vorbereiten. Dann werde der Potsdamer Fanfarenzug 50 Jahre alt und der Geburtstag müsse natürlich würdig gefeiert werden, finden die beiden. Was sie heute noch machen? „Schlafen“, kommt es wie aus einem Mund. Luise Poitzsch (24), die Hochtrommel spielt, will noch mit Freunden essen gehen. Sie könne nach all dem Trubel nicht allein sein, sagt sie.
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