
© Sebastian Gabsch
Potsdam: Naturkundemuseum: Neuer Chef mit großen Visionen
Jobst Pfaender ist neuer Direktor des Naturkundemuseums. Für das Haus hat er große Pläne – die Sammlung soll präsenter werden. Im Herbst kommt ein Luchs dazu.
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Potsdam - Ganz so neu ist das Gesicht, das Birgit-Katharine Seemann, Bereichsleiterin Kultur und Museum im Rathaus, und Kulturdezernentin Noosha Aubel vorstellen wollen, ja nicht: Jobst Pfaender ist neuer Direktor des Naturkundemuseums Potsdam und tritt damit in die Fußstapfen des langjährigen Leiters Detlef Knuth.
Der 40 Jahre alte Berliner, der bereits mit einem Umzug nach Babelsberg liebäugelt, ist bereits seit Januar 2016 im Museum tätig. Dort begann Pfaender zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, nach der Erkrankung von Knuth stieg er bereits zum stellvertretenden Direktor auf. Auf einer Pressekonferenz wurde Pfaender am gestrigen Mittwoch offiziell als neuer Museumsleiter begrüßt. Er habe sich gegen neun andere Bewerber „nicht nur durch sein Wissen, sondern auch durch seine Visionen hinsichtlich der Weiterentwicklung des Hauses“ durchgesetzt, sagte Aubel. „Neben seiner fachlichen Ausbildung qualifiziert ihn auch seine Führungsqualität, die er bereits beweisen konnte“, ergänzte Seemann.
Mehr Mitmachangebote und Mehrsprachigkeit
Der promovierte Biologe berichtete dann auch von seinen Vorstellungen für die Zukunft. Kurzfristig wolle er wichtige Ausstellungsbereiche aktualisieren und optisch aufwerten. „Wer am Seeadler vorbeigeht, findet erst zwei Meter weiter eine Informationstafel“, nannte er als Beispiel. In den kommenden Jahren solle das Gesamtkonzept des Museums überarbeitet werden. „Besucher sollen das Naturkundemuseum noch stärker als Erlebnis wahrnehmen“, sagte der neue Direktor. „Die Ausstellungen brauchen verstärkt Mitmachangebote, Mehrsprachigkeit, einfache Sprache, Barrierefreiheit und gezielte mediale Angebote.“ Wichtig sei ihm zudem die Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen. Das beachtliche Potenzial des Naturkundemuseum-Depots dürfe nicht ungenutzt bleiben und solle so mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden.
Seemann hatte gleich einen Wolfsschädel zur Hand und reichte ihn zum Anfassen und Bestaunen herum: Aktuell werden 41 solcher Schädel aus dem Bestand des Potsdamer Naturkundemuseums vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz untersucht. Mit den Schädelvermessungen sollen beispielsweise Herkunft der Tiere sowie Altersstrukturen innerhalb des Rudels erforscht werden. Als ein weiteres Beispiel führte Pfaender eine Kooperation mit der Universität Potsdam an: Bachelor-Studenten können bei ihrer Abschlussarbeit auf museales Material zurückgreifen. „Es geht darum, unsere Sammlung präsenter zu machen“, erklärte er. Wichtig sei ihm überdies die weitere Nutzung der Museumskoffer, die im vergangenen Jahr vornehmlich für Flüchtlingskinder entwickelt wurden: Die Koffer enthalten zum Beispiel Spiele, Bücher, echte Felle und Gebisse sowie Bauteile für einen Nistkasten. Spielerisch sollen Kinder so mit dem Thema Natur in Berührung kommen. Die Koffer werden nun für alle Kinder genutzt. „Die meisten Potsdamer kennen das Museum durch ihre Eltern. Aber es gibt auch viele Zugezogene, die uns durch solche Angebote kennenlernen“, sagte Pfaender. Mit der Weidenhof- Grundschule wurde bereits ein fester Partner für das Projekt gefunden.
Ein Luchs und ein Raum für aktuelle Themen
Eine erste Änderung im Museum werde es Ende September geben, dann muss das Museum für drei Tage schließen. Ein Teil des Säugetierbereichs wird neu gestaltet, die Ausstellung um das Präparat eines Luchses erweitert. Außerdem soll ein Raum für Sonderausstellungen geschaffen werden – zurzeit finden diese noch im Treppenbereich statt. „Wir brauchen einen Raum, in dem wir auf aktuelle Themen besser Bezug nehmen können“, sagte Pfaender.
Pfaender hat von 2004 bis 2015 am zoologischen Forschungsmuseum „Alexander Koenig“ in Bonn gearbeitet. Dort zeichnete er unter anderem für ein Sonderausstellungskonzept zum Darwinjahr verantwortlich. Vor seinem Wechsel nach Potsdam war er ein Jahr lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum für Naturkunde in Berlin tätig. Sein Vater ist sogar in Babelsberg geboren und in Kleinmachnow aufgewachsen, sodass Pfaender mit seiner neuen Aufgabe in die Stadt seiner familiären Wurzeln zurückkehrt.
Das Naturkundemuseum ist das einzige seiner Art im Land Brandenburg. Das Angebot wird gut angenommen, die Besucherzahlen sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Auf 640 Quadratmetern erwarten den Besucher mehr als 420 000 Sammlungsobjekte. In jüngster Zeit war ein Umzug des beliebten Museums in der Breiten Straße in die defizitäre Biosphäre diskutiert worden. Dieser Umzug sei zunächst „vom Tisch“, sagte Pfaender, zumindest habe er keine anderslautenden Informationen erhalten.
www.naturkundemuseum-potsdam.de
Anne-Kathrin Fischer
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