Mike Schubert wird neuer Sozialdezernent in Potsdam: „Natürlich habe ich mir ein besseres Ergebnis gewünscht“
Nach dem Wahlkrimi im Stadtparlament: SPD-Fraktionschef Mike Schubert spricht im PNN-Interview über seine neue Aufgabe als Sozialdezernent im Rathaus - und wie er seine Skeptiker überzeugen möchte.
Stand:
Herr Schubert, Ihre Wahl zum neuen Sozialbeigeordneten war denkbar knapp: drei Wahlgänge, eine Stimme Mehrheit. Haben Sie eine Vermutung, wer in der Rathauskooperation gegen Sie gestimmt hat?
Ich habe in meinen 20 Jahren als Stadtverordneter gelernt, dass man Respekt vor Ergebnissen haben sollte. Es war eine geheime Wahl. Da werde ich im Nachgang nicht spekulieren, wer wie abgestimmt haben könnte.
Eine so knappe Wahl hat Folgen. Sie gehen geschwächt in Ihr neues Amt.
Nein, gehe ich nicht. Natürlich habe ich mir ein besseres Ergebnis gewünscht, das wird aber keinen Einfluss auf meine Arbeit als Beigeordneter haben. 850 Mitarbeiter sind zu leiten, mit denen ich wichtige Aufgaben zu erfüllen habe. Ob es die Integration von Flüchtlingen ist oder die Kita-Initiative, die sich an alle Fraktionen gewandt hat. Es gibt Themen, über die ich mir im Vorfeld in Ruhe ein paar Gedanken machen und denen ich mich dann ab September widmen werde. Darauf freue ich mich. Und ich werde versuchen, meine Skeptiker davon zu überzeugen, dass ich dieses Amt ausfüllen kann.
Solche Worte hätten sich manche Kommunalpolitiker gleich nach Ihrer Wahl gewünscht. Warum sind Sie nicht einfach ans Podium getreten?
Ich war noch Stadtverordneter, nicht Beigeordneter. Dafür wird noch Zeit sein, wenn ich im September ins Amt komme. Dann werde ich sagen, was ich machen will. Zunächst will ich auch dieses Ergebnis der Wahl ein paar Tage reflektieren. Das macht man nicht in ein paar Stunden.
Wie sieht Ihre Agenda für das Mammutdezernat Soziales, Jugend, Gesundheit und Ordnung aus?
Die wichtigste Aufgabe wird zunächst sein, mit vielen Gruppen einen Gesprächsfaden aufzunehmen – etwa auch mit den Initiativen für bessere Kitabetreuung oder mit den Verbänden der Feuerwehr, wo Probleme artikuliert worden sind. Ich möchte da einen offenen Stil pflegen, für Gespräche da sein – und dann in Ruhe eine Entscheidung treffen.
Die Hauptbaustelle in Ihrem Ressort?
Man sollte nicht in Baustellen denken. Für die Zukunft ist ein zentrales Thema aber der Bereich Kitas, jedes Kind muss einen Platz bekommen. Im Fokus steht auch die Integration von Flüchtlingen. Doch zum Dezernat gehören viele Bereiche, die allesamt vernünftig geführt werden müssen. Viele Mitarbeiter sind hoch motiviert, ich bin es auch.
Was ist Ihr guter Vorsatz für die kommenden acht Jahre?
Ich will aus meinen Erfahrungen als Stadtverordneter heraus für alle Fraktionen ein offenes Ohr haben, Scharnier sein zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern – und ansprechbar für alle.
Ihre ohnehin wenig herzliche Beziehung zu Linke-Oppositionschef Hans-Jürgen Scharfenberg bekommt eine neue Dimension?
Es geht nicht um Herzlichkeit, sondern um eine konstruktive Zusammenarbeit, um die Stadt weiter zu entwickeln. Ich werde dabei natürlich wie für alle Fraktionen auch für die Linke als größte Oppositionsfraktion ein Ansprechpartner sein.
Hatten Sie eigentlich einen Plan B, wäre Ihre Wahl gescheitert?
Ich bin niemand, der in den Kategorien Plan A und B denkt. Ich bin heute normal zur Arbeit gegangen – das wäre auch so gewesen, wenn es nicht geklappt hätte.
Ihr neues Amt gilt als Sprungbrett für Sie als möglichen Oberbürgermeister-Kandidaten der SPD
Es ist mit Sicherheit nicht das Gebot der Stunde, darüber zu spekulieren. Ich will ein guter Sozialbeigeordneter werden.
Die Fragen stellte Henri Kramer
ZUR PERSON: Mike Schubert (43) ist Potsdams SPD-Chef und arbeitet als Referatsleiter Brand- und Katastrophenschutz im Landesinnenministerium. Ab 1. September wird er Sozialdezernent.
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