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Von Jana Haase: Naturschutzbehörde gegen Seeoper

Behörde befürchtet „erhebliche Beeinträchtigungen“ und Störungen von Brutvögeln und Fledermäusen

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Hermannswerder - Die Gegner der geplanten Seefestspiele Potsdam bekommen Rückendeckung aus dem Rathaus: Offenbar hält die Untere Naturschutzbehörde die Pläne für das Freiluft-Opern-Festival auf Hermannswerder für bedenklich. Anhand der bislang bekannten Details sei „erkennbar, dass das beabsichtigte Vorhaben den für den Standort geltenden unterschiedlichen naturschutzrechtlichen Verbotsvorschriften entgegensteht“, heißt es in der Stellungnahme der Behörde vom Dezember 2010, die den PNN vorliegt. Eine abschließende Prüfung hatte die Behörde zu diesem Zeitpunkt wegen fehlender Unterlagen noch nicht vornehmen können. Laut Veranstalter sollen die dafür nötigen Unterlagen bis März eingereicht werden.

Die Seefestspiele kollidieren dem Gutachten der Behörde zufolge mit einer Reihe von Naturschutzvorschriften, darunter die Landschaftsschutzgebiets-Verordnung sowie die Regelungen für Flora-Fauna-Habitate, für Biotopschutz und für Artenschutz im Bundesnaturschutzgesetz. So würde das Projekt „zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes durch Überbauung von Wasser- und Biotopfläche führen“, heißt es.

Durch die „erhebliche Nutzungsintensivierung“ – für die Oper sollen an zwölf Sommerabenden jeweils 4700 Zuschauer nach Hermannswerder kommen – werde es „nachteilige Beeinflussungen“ geben. Auch der Biotopschutz sei betroffen, eine Ausnahmegenehmigung komme „nicht in Betracht“, da die befürchteten Beeinträchtigungen „vermeidbar und vorliegend nicht ausgleichbar“ seien. Das Naturschutzamt befürchtet außerdem „erhebliche Beeinflussungen, Störungen und Zerstörungen“ von Fortplanzungsstätten von Amphibien und Brutvögeln, von „Fledermausjagdhabitaten“ und der Insektenfauna in der Havelbucht.

Skeptisch ist die Behörde auch in Bezug auf die geplanten Baumfällungen: Ein durch die Hoffbauer-Stiftung eingereichter Fällantrag betreffe Bäume auf einer Fläche, die sich „nicht im Eigentum des Antragstellers“ befinde. Zudem gehen die Naturschützer davon aus, dass für den dauerhaften Betrieb der Seebühne weitere, bislang nicht betroffene Bäume gestutzt oder gefällt werden müssen.

Seefestspiele-Intendant Christoph Dammann verwies indes auf andere Großveranstaltungen in Naturschutzgebieten wie etwa die Karl-May-Festspiele am Segeberger Kalkberg. Es handele sich bei den geplanten Seefestspielen um eine begrenzte Zeit, auch die Bühne werde nur temporär errichtet, betonte er: „Da wird keine Alge, keine Ente, kein Stichling und kein Biber von unseren Endproben und 12 Vorstellungen erheblich beeinträchtigt werden.“ Dammann berief sich zudem erneut auf den grundsätzlichen Konsens mit der Stadt zur Genehmigungsfähigkeit der Pläne. Der Bauantrag liegt der Stadt wie berichtet seit Montag vor. Die Vollständigkeit soll innerhalb von zwei Wochen geprüft werden, danach soll es eine „zügige“ Entscheidung geben.

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