
© Manfred Thomas
Umzugspläne für die Fachhochschule: Nein zum Zweifach-Umzug
Studierende der Fachhochschule kündigten bei einer Campuskonferenz Protestaktionen gegen die geplante Verlagerung ins Rechenzentrum an
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Innenstadt - Es sind deutliche Worte: „Wir wollen nicht weg, kein Schimmel und kein Dreck!“ Unter diesem Motto versammelten sich am Montag rund 450 Studierende der Fachhochschule Potsdam (FH) zu einer Campuskonferenz im völlig überfüllten Hörsaal 1 des alten FH-Gebäudes am Alten Markt. Zur Deko aufgestellte Umzugskisten im Flur zeigten schon an, worum es ging: Die Teilnehmer diskutierten darüber, wie man gegen den von der Stadt geplanten Umzug des alten FH-Standortes in das Rechenzentrum in der Dortustraße protestieren könnte. Die Umzugspläne haben in den vergangenen Tagen bereits Stadtpolitik und Hochschulspitze beschäftigt – im Hauptausschuss war es zuletzt zu einem Schlagabtausch gekommen (PNN berichteten).
Am Montag hat sich nun auch die Studierendenschaft der Fachhochschule erstmals offiziell in die Auseinandersetzung um den umstrittenen Umzug eingeschaltet. Geladen zu der Veranstaltung hatten der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der FH sowie die Studierendenräte (StuRa) der Fachbereiche Sozialwesen und Informationswissenschaften, die am Alten Markt ihren Standort haben.
Auch mehrere FH-Dozenten nahmen an der Konferenz teil, FH-Präsident Eckehard Binas gab einen Überblick über den bisherigen Stand und zählte die Gründe auf, warum er das Rechenzentrum für keinen geeigneten Ort für die Hochschule hält: „Es fehlen Hörsäle, es gibt keine Mensa, die Räume sind für die Lehre ungeeignet und die Breite der Rettungswege entspricht nicht dem Brandschutz.“ Zudem habe er nach einer Begehung den Eindruck gewonnen, in dem Gebäude habe sich durch die hohe Luftfeuchtigkeit Schimmel gebildet – wie berichtet hatte der städtische Sanierungsträger solche Bedenken zuletzt zurückgewiesen.
Im Anschluss äußerten verschiedene Studierende Vorschläge, welche Aktionen man starten könnte, um gegenüber der Stadt und der Öffentlichkeit die Ablehnung der Umzugspläne zu zeigen. Konsens herrschte darüber, dass die Studierendenschaft bei der nächsten Stadtverordnetenversammlung am 5. November präsent sein sollte, unklar ist allerdings noch, in welcher Form. Diskutiert wurden sowohl Proteste vor dem Rathaus als auch im Plenarsaal.
Weitere Vorschläge waren Petitionen, das Aufhängen von Bannern oder ein offener Brief. Um zu demonstrieren, dass die FH-Studenten derzeit weder im Rechenzentrum noch am Alten Markt über geeignete Räume verfügen, stellte ein Student symbolisch ein Zelt im Hörsaal 1 auf und rief zu kreativen, gewaltfreien Protesten auf: „Das Zelt soll hier so lange stehen, bis wir einen Raum von der Hochschule bekommen, wo wir Aktionen und Ideen planen können.“ Bewohnt werden solle das Zelt aber nicht.
Hintergrund des Ganzen ist die kürzliche Verschärfung des Streites zwischen der Stadt Potsdam, dem Land und der FH rund um den FH-Umzug: Das Land hatte den lange geplanten Umzug der rund 1500 Studierenden vom Standort am Alten Markt in einen Neubau am FH-Campus an der Pappelallee zuletzt auf das Jahr 2017 verschoben. Danach, so der Plan, soll der alte DDR-Bau in der Stadtmitte neuen Wohn- und Geschäftshäusern weichen.
Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne) hatte jedoch kürzlich Druck gemacht, indem er äußerte, der Umzug dürfe keine Frage der Bequemlichkeit sein und mahnte, dass Landes-Fördergelder in Millionenhöhe für den Wiederaufbau der historischen Potsdamer Mitte zu verfallen drohten. Das Landesbauministerium hatte dem widersprochen; Förderungen für die Neue Mitte könnten auch nach 2016 noch beantragt werden.
Der Umzug ins Rechenzentrum könnte frühestens Mitte 2015 erfolgen. Dagegen herrscht jedoch in den anderen Stadtfraktionen Widerstand, die Linksfraktion stellte für die nächste Stadtverordnetenversammlung den Antrag, alle Bemühungen für eine Zwischenverlagerung der Fachhochschule in das Rechenzentrum zu stoppen.
Welche studentischen Aktionen in den nächsten Wochen konkret umgesetzt werden sollen, ist noch unklar, am Mittwoch wird sich dazu eine Arbeitsgruppe treffen. Bei der Versammlung am Montag riefen auch mehrere Teilnehmer zu Demonstrationen oder Flashmobs auf, eine Studentin schlug vor, die Tram-Schienen zu besetzen oder mit einer großen Gruppe in die Straßenbahn zu gehen und dort zu essen: „Um zu zeigen, dass wir keine Mensa haben und ständig zum Essen in die Innenstadt fahren müssen.“ Eine andere Studentin entgegnete, eine solche Aktion könne nach außen negativ wirken: „Dann schickt uns die Stadt vielleicht noch eher weg.“ Dies erntete mehrere Zwischenrufe: „Aber das tut sie doch sowieso!“
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