Landeshauptstadt: „Nervenkitzel ist immer dabei“
Die Babelsberger Stuntcrew fest für die Dreharbeiten von „Mission Impossible 3“ gebucht
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Die Babelsberger Stuntcrew fest für die Dreharbeiten von „Mission Impossible 3“ gebucht Von Imke Hendrich Babelsberg - Der Chef sprang als Double von Harald Juhnke von der Tischkante, der Älteste im Team stürzte sich für Regisseur Roman Polanski im Rollstuhl vom Balkon und die Crew robbte unter den Anweisungen von Jean-Jacques Annaud durch das Schlachtfeld von Stalingrad: Die Stuntcrew „Babelsberg Action Unlimited“ kann über ausreichend spektakuläre Aufträge nicht klagen. Das nach eigenen Angaben bundesweit drittgrößte Stunt-Team aus Potsdam mit 30 starken Frauen und Männern ist auch mit dabei, wenn Tom Cruise im Sommer in Berlin und Brandenburg „Mission Impossible 3“ drehen wird. „Das ist für uns ein Auftrag wie jeder andere“, sagt Geschäftsführer Christoph Genesis. Für welche Szenen im Cruise-Film die durchtrainierten Stunt-Leute benötigt werden – das darf er nicht sagen. „Top Secret, so wollen es die Amerikaner.“ Gerüstet ist das 1992 gegründete Team, in dem Piloten, Kampftaucher, Akrobaten, aber auch Polizisten und ein Bademeister vertreten sind, für die ganze Palette von wilden Verfolgungsjagden mit Autos und Motorrädern über Sprünge aus 20 und mehr Metern Höhe bis hin zu dramatischen Schusswechseln. „Nervenkitzel ist immer dabei“, meint Genesis. Allerdings sind es nicht unbedingt die dramatischen oder Schwindel erregenden Situationen, für die die Crew engagiert wird. „Denn gerade bei teuren Stars sind die Regisseure daran interessiert, dass absolut keine Gefahr besteht.“ Und so fuhr Genesis schon mal für Juhnke in Schlangenlinien Fahrrad oder sprang eben von einem Tisch. „Oft sind wir aber auch nur für die Absicherung von Schauspielern mit Seilen zuständig - also wenn sie etwa an einem Abgrund stehen müssen.“ Jährlich wirkt die Babelsberger Crew unter anderem in ein bis zwei großen amerikanischen Filmen, etwa je fünf Folgen von „Tatort“ und „Polizeiruf“ sowie diversen kleineren Film- und Fernsehproduktionen mit. Aber auch für Shows oder Firmen-Events wird sie gebucht. „Die Stunt-Leute sind für uns unentbehrlich“, sagt die Redakteurin für Fernsehfilm beim Rundfunk Berlin-Brandenburg, Cooky Ziesche. „Das fängt schon bei Szenen an, in denen dem Opfer ein Messer in die Brust gerammt wird.“ Bei jeglichem Umgang mit Waffen seien die geschulten Stuntmänner und -frauen gefragt. „Ihr Einsatz ist natürlich immer abhängig von der physischen und psychischen Verfassung der jeweiligen Schauspieler“, betont Ziesche. Einige wollen spektakuläre Szenen lieber selbst spielen. Für das traditionsreiche Studio Babelsberg gehört das Stunt-Team zum Angebotspaket. „Dieses wird – auch dank der Stunt-Crew – immer größer und professioneller und das ist wichtig für den Akquise-Erfolg“, sagt Sprecher Felix Neunzerling. So habe die Crew durch die Arbeit an dem US-Film „In 80 Tagen um die Welt“ mit Jackie Chan Erfahrungen mit dem so genannten Stunt-Rigging gemacht, das sie inzwischen selbst in Kooperation mit David Harcourt anbieten könne. Dabei werden die Stuntmänner oder die Schauspieler – ganz vereinfacht gesagt – mit Manpower an Seilen beispielsweise über Hochhausschluchten gezogen oder bei Kampfszenen scheinbar schwerelos durch den Raum geschleudert. „In Deutschland sind wir Stunt-Leute bisher vier Meter weit von einem Haus zum nächsten gesprungen. In Amerika wird das drei Tage lang mit aufwändiger Seilkonstruktion geprobt“, sagt Genesis. Und das hat dann natürlich auch seinen Preis. Und der macht den Unterschied zu deutschen Produktionen aus: „Da ist das Stunt-Budget sehr gering, ohne die Aufträge aus dem Ausland könnten wir gar nicht überleben.“ Wer einmal spüren will, wie man sich bei einem Sprung aus luftiger Höhe oder einer wilden Fechtaktion fühlt, der kann sich noch für das kommende Wochenende, für den 10./11. Juli, für einen Workshop in Babelsberg anmelden. „Allerdings“, warnt Christoph Genesis „ein Traumjob ist das nicht.“
Imke Hendrich
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