
© A. Klaer
Von Kay Grimmer: Neu Fahrland kriselt
Insel-Projekt gescheitert, Kita zu klein, Schule fehlt: Der Ortsteil fordert nun mehr Hilfe von der Stadt
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Neu Fahrland - Mit einer überarbeiteten Konzept-Idee für das Insel-Projekt in Neu Fahrland wartete der neue Ortsbeiratsvorsitzende Jörg Jandke (ANW) gestern bei einem Gespräch mit CDU-Oberbürgermeisterkandidatin Barbara Richstein auf. Der Neu Fahrländer Ortschef will auf dem Gelände des insolventen Investors Robex eine weiterführende Schule errichten lassen. Jandke kündigte für Ende der kommenden Woche ein Gespräch mit dem ehemaligen Planungschef für das Insel-Projekt an, um Zukunftsaussichten für die Fläche an der Bundesstraße 2 auszuloten. Noch existiere kein fertiger Bebauungsplan, Möglichkeiten für Planungsänderungen seien also vorhanden, so Jandke. Die Robex Deutschland GmbH aus Nordrhein-Westfalen hatte ein Areal westlich der Bundesstraße auf der Insel Neu Fahrland mit Stadtvillen und einem Handelszentrum bebauen wollen. Das 30-Millionen-Euro-Projekt liegt auf Eis, seitdem die Firma kürzlich Zahlungsunfähigkeit angemeldet hatte. Die Insolvenzverwalterin hatte daraufhin angekündigt zu versuchen, die gesamten Planungen an einen neuen Investor zu verkaufen.
Jandke erklärte, er halte auch weiterhin an der Idee eines Handelszentrums an der Stelle fest. „Wir hatten bereits Anfragen von Ketten“, die aber alle nicht realisiert wurden. Neu Fahrlands Ortsvorsteher machte dafür auch die Stadtverwaltung verantwortlich, die „absichtlich“ das Einzugsgebiet für mögliche Kaufmärkte herunterrechne und Anfragen „abwiegelt“. Neu Fahrland mit derzeit 1473 Einwohnern hat seit mehreren Jahren keine Nahversorgung mehr.
Richstein erklärte, sie unterstütze grundsätzlich mehr Schulen in Potsdams Norden und erinnerte an große Engpässe bei der Grundschulversorgung im Bornstedter Feld. Auch in die dortige Karl-Foerster-Schule gehen Neu Fahrländer Kinder – doch die Schulwegsituation sei kritikwürdig. „Wir wollen einen gesonderten Schülertransport“, forderte Jandke. Mit der normalen Busverbindung seien die Kinder teilweise eine Dreiviertelstunde unterwegs – „für sechs Kilometer Wegstrecke“, so Jandke.
Auch die Vorschulversorgung im Kita-Bereich habe Mängel im Ortsteil. Der einzige Kindergarten biete nicht genügend Platz für alle Neu Fahrländer Kita- und Krippenkinder, so Jandke. 40 Anmeldungen mussten bereits abschlägig beschieden werden, sagte der Ortsbeiratsvorsitzende. Seine Stellvertreterin, CDU-Mitglied Carmen Klockow, wies zudem auf den für Kinder unsicheren Weg zur Kita hin. Die Verbindungsstraße von der Kita zum Semmelhaack-Wohnpark, in dem viele junge Familien lebten, habe keinen befestigten Bürgersteig. Kinder und Eltern müssten auf der Straße laufen. „Seit Jahren passiert hier nichts“, kritisierte Klockow die Untätigkeit der Stadt.
All das führe auch zu ersten Wegzügen im Ortsteil, schilderte der Ortsbeiratsvorsitzende Jandke die aktuelle Situation, der von der Stadt ein stärkeres Engagement für die ländlichen Ortsteile einforderte. CDU-Oberbürgermeisterkandidatin Richstein unterstützte ihn darin. „Die Kommunikation zwischen Stadtverwaltung und Ortsteilen funktioniert nicht“, meinte sie. „Es fehlt die Würdigung der erzielten Leistungen in den ländlichen Gebieten.“
Dabei verwies sie auf den „Boots-Streit“ zwischen der Freiwilligen Feuerwehr Neu Fahrland und der Berufswehr in Potsdam. Die Neu Fahrländer Kameraden hatten vom eigenen Geld ein neues Rettungsschiff erworben, an dem nun die hauptamtlichen Feuerbekämpfer der Landeshauptstadt „stark interessiert“ seien, hieß es beim Treffen mit Richstein. Die Potsdamer Feuerwehr besitze zwar auch eigene Schiffe, die seien aber entweder kaputt oder im Unterhalt sehr teuer. Aber das dürfe nicht ein Grund sein, „das Boot der Neu Fahrländer zu kapern“, so Richstein.
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