Landeshauptstadt: Neue Aufgaben für die „Bauern-Hauptstadt“ Fritsch, Folgert, Jakobs und Koch zu Gast im Obstgut Marquardt
Satzkorn. Seit Oktober vergangenen Jahres ist Potsdam die Landeshauptstadt mit der größten landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland.
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Satzkorn. Seit Oktober vergangenen Jahres ist Potsdam die Landeshauptstadt mit der größten landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland. Mit den Eingemeindungen der Umlanddörfer gehören nunmehr auch zahlreiche Landwirte und Obstbauern zur Potsdamer Bevölkerung – daraus ergäben sich völlig neue Ansprüche an Politik und Verwaltung. Die Stadt müsse den ländlichen Produktionsraum erhalten und entwickeln, wünscht sich Manfred Kleinert, Geschäftsführer des Obstgutes Marquardt. Zur Eröffnung der Gartensaison am Wochenende in der Obstscheune an der B273 hatte er Vertreter aus Kommunal- und Landespolitik eingeladen, auch um auf die Bedürfnisse seiner Zunft hinzuweisen. Unter anderem waren der Fraktionschef der SPD im Landtag Gunter Fritsch sowie Landesbauern-Präsident Udo Folgert dieser Einladung gefolgt. Mittlerweile seien die Wunden, die sich aus den Zwangseingemeindungen ergeben haben, fast verheilt, so der Mittelmärkische Landrat Lothar Koch (SPD). Er übergab bei dieser Gelegenheit „offiziell“ sein ehemaliges Hoheitsgebiet und damit „viele unserer besten Leute“ an Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs. „Ich freue mich, dass die ländliche Region nun mit der Stadt zusammenwächst“, sagte er mit etwas Schwermut. Optimistisch gab sich Kleinert: Er werde ständig die Zusammenarbeit mit Verwaltung und der Stadtverordnetenversammlung suchen. Dabei sei Aufklärung über die Arbeit der Landwirte und Obstbauern oberstes Ziel: „Potsdam muss begreifen, dass wir keine Parkanlage sind. Kulturlandschaft und Arbeitsplätze bilden bei uns eine Einheit.“ Die Eingliederung der Agrarbetriebe in die Landeshauptstadt wird zumindest auf der Verwaltungsebene noch einige Zeit in Anspruch nehmen: Was die finanziellen Förderungen betreffe, würden die Bauern noch für zehn Jahre vom Landkreis Potsdam-Mittelmark verwaltet, so Kleinert. Ob die Landwirtschaftsbehörde nach Potsdam kommt oder in Werder verbleibt, ist noch offen. Für andere Bereiche, zum Beispiel das Baurecht, ist die Landeshauptstadt jedoch schon längst zuständig. „Wir müssen uns auf die neuen Aufgaben einstellen“, räumte Jakobs ein. Die Landwirtschaft sei ganz klar eine Bereicherung für Potsdam, auch was den Tourismus betrifft. Auf dem Programm der Potsdam-Besucher sollten seiner Meinung nach auch das Obstgut, die Reiterhöfe und der Urlaub auf dem Bauernhof stehen – schließlich sei Potsdam jetzt „Bauern-Hauptstadt“. Engagiert gibt sich das Obstgut auch im Sozialbereich: seit zehn Jahren besteht eine Patenschaft mit der Regenbogenschule in Fahrland. Unter anderem verbringen die Schüler hier ihre Wandertage und lernen viel über den Obstbau. Als „Gegenleistung“ gibt es kulturelle Beiträge wie Ausstellungen oder Musikprogramm. „Wir wollen unsere Kinder für die Landwirtschaft sensibilisieren“, so Schulleiterin Annette Reissing. Kleinert hofft, dass dies auch bei den Potsdamern gelingt und die Arbeit der Bauern anerkannt wird. T. Lähns
T. Lähns
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