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„Die Sehnsucht“. Der Frauenakt von Ernst Kretschmann entstand 1932.

© Ottmar Winter

Serie zur Sonderausstellung im Potsdam Museum: Neue Bilder für das Regattahaus

In einer Sonderausstellung beleuchtet das Potsdam Museum die Stadtgeschichte der 1920er bis 1940er Jahre. Die PNN stellen einige Ausstellungsstücke vor. Teil 1: "Die Sehnsucht" von Ernst Kretschmann.

Das 1925 eröffnete Regattahaus am Luftschiffhafen gehört zu den wenigen Beispielen von Bauten der Moderne in Potsdam. Entworfen wurde es vom Potsdamer Stadtarchitekten Reinhold Mohr. In dem dreigeschossigen Holzgebäude waren zunächst ein Restaurant für Ausflügler sowie Organisationsräume für Wettkämpfe untergebracht. Die Einrichtung und Innengestaltung folgten einer zurückgenommenen modernen Ästhetik, wie Jutta Götzmann, Leiterin des Potsdam Museums, sagt.

Das sollte sich nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten ändern: 1934 wurde das Haus unter der Ägide des neuen NSDAP-Oberbürgermeisters Hans Friedrichs aus- und umgebaut. Dabei wurde auch der große Festsaal im Obergeschoss neu gestaltet. Friedrichs wollte eine Atmosphäre, in der man auch Parteiversammlungen abhalten konnte. Wände wurden neu übermalt, aus der städtischen Sammlung wurden passende Kunstwerke gesucht, erklärt Jutta Götzmann.

NS-Oberbürgermeister Friedrichs gestaltete das Regattahaus in seinem Sinne um

Anhand einer Schwarz-Weiß-Fotografie vom neuen Innenraum konnten die Museumsmitarbeiter sechs Kunstwerke identifizieren – vier davon sind bis heute im Museumsbesitz. In der Ausstellung sind neben dem impressionistischen Aquarell „Unter der Glienicker Brücke“ von Philipp Franck auch zwei Werke des Potsdamer Malers Ernst Kretschmann zu sehen: „Die Sehnsucht“ von 1932 und „Die Herrscherin“ von 1928 sind Frauenakte, die trotz der frühen Entstehungszeit in ihrem figurativen Stil schon auf den Frauentypus der NS-Kunst verweisen.

Die Umgestaltung des Regattahauses sieht Museumschefin Jutta Götzmann als eines von vielen Beispielen dafür, wie sich die Nationalsozialisten städtische Räume in Potsdam und Babelsberg nach 1933 neu angeeignet haben: Die Strategien reichten dabei von Straßenumbenennungen nach NS-Funktionären wie Hitler oder Göring über umfangreiche Beflaggung mit Hakenkreuzfahnen bis hin zur Errichtung von Gedenkorten für vermeintliche NS-Helden wie einen Gedenkhain für die SA in Nowawes.

Weitere Teile der Serie:

Teil 2: Krieger für die Geldbörse

Teil 3: Die "Raudaubande" aus Nowawes

Teil 4: Eine Trommel mit Geschichte

Teil 5: Kunstwerk eines Unbekannten

Teil 6: "Weihnachten 1941 fällt aus"

Teil 7: Massen auf dem Alten Markt

Teil 8: Hilfspakete über den Atlantik

Teil 9: Schallplatten aus Babelsberg

Die Sonderausstellung „Umkämpfte Wege der Moderne. Geschichten aus Potsdam und Babelsberg 1914-1945" ist noch bis 23. Juni im Potsdam Museum am Alten Markt zu sehen. Geöffnet dienstags, mittwochs und freitags 10 bis 17 Uhr, donnerstags 10 bis 19 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro.

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