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Ernährungsforscher widerlegen Hypothese
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Eine seit langem gültige Evolutions-Hypothese ist von Forschern des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Bergholz-Rehbrücke (DIfE) widerlegt worden. 1939 hatten Wissenschaftler entdeckt, dass Menschen und Schimpansen den Bitterstoff Phenylthiocarbamid (PTC) in ähnlicher Weise wahrnehmen. Bei beiden Spezies gibt es in annähernd gleicher Verteilung Individuen, die den Bitterstoff schmecken oder nicht. Bislang nahm man daher an, dass die Unterschiede dieser Geschmackswahrnehmung auf urzeitliche Genvarianten zurückzuführen sind, die Menschen und Affen von einem gemeinsamen Vorfahren geerbt haben.
Die Forscher des DIfE haben nun mit einer Studie belegen können, dass die „Nicht-Schmecker“ beider Spezies Genvarianten besitzen, die sich völlig unabhängig voneinander und erst nach der evolutionären Aufspaltung in Mensch und Affe entwickelten. Womit die Hypothese der gemeinsam ererbten Genvariante widerlegt ist. „Warum die Evolution die PTC-Nicht-Schmecker bei Menschen und Schimpansen unabhängig voneinander neu erfunden hat und welche Vorteile mit dieser Eigenschaft verbunden sind, wissen wir noch nicht“, so Wolfgang Meyerhof, Leiter der Abteilung Molekulare Genetik am DIfE. Die Aufklärung der zugrunde liegenden molekularen Mechanismen könne aber auf lange Sicht gesehen dazu beitragen, den Einfluss von Bitterstoffen auf die menschliche Ernährung und Gesundheit besser zu verstehen.
Im vergangenen Jahr erst hatten DIfE-Forscher herausgefunden, dass die Entwicklung eines Geschmacksrezeptors vor 80 000 bis 800 000 Jahren die Evolution der Menschheit maßgeblich beeinflusst hat. Der Geschmacksrezeptor für Bittergeschmack warne einen Großteil der Menschen vor dem Verzehr giftiger Substanzen, etwa in Bittermandel und Maniok. Wer in der Steinzeit durch seinen Geschmackssinn vor dem Verzehr giftiger Substanzen gewarnt wurde, hatte einen deutlichen Selektionsvorteil, so die Forscher. Der Vorteil von damals scheine sich allerdings heute ins Gegenteil zu verkehren. Viele Menschen lehnen bestimmte Gemüse ab, weil sie bitter schmecken, obwohl ihr Verzehr das Risiko für bestimmte Krebs- oder Herz-Kreislauferkrankungen senken könne.
Das DIfE war erst unlängst von einem unabhängigen Gremium positiv evaluiert worden (PNN berichteten). Forschungsschwerpunkte des Instituts sind die Entstehung von Diabetes (Typ 2) und Krebs. Für eine Krebsstudie werden regelmäßig 27 548 Potsdamer im Alter von 35 bis 64 Jahren nach ihren Ernährungsgewohnheiten befragt. Es handelt sich dabei um ein Langzeitprojekt mit einer Nachbeobachtungszeit von 20 Jahren. Unter anderem fanden die Forscher heraus, dass ein geringer Konsum von Ballaststoffen oder auch der Verzehr von viel Fleisch und Wurst zur Entstehung von Darmkrebs beitragen kann. Fisch hingegen wurde empfohlen. Übergewichtige Frauen wiederum hätten ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Jan Kixmüller
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