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Landeshauptstadt: Neue Gespräche über Synagoge

Bislang keine Annäherung: Jüdische Gemeinde besteht auf Haberland. Klipp schlägt Runden Tisch vor

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Innenstadt - Wenige Tage nach dem einstweiligen Rückzug der Landesregierung aus dem Potsdamer Synagogenprojekt gibt es kaum Anzeichen für eine Annäherung der Kontrahenten. Einer Einladung der Synagogengemeinde zu einem Gespräch am gestrigen Tag waren weder Vertreter der Jüdischen Gemeinde noch der Gesetzestreuen Gemeinde gefolgt. Indes lädt nun Brandenburgs Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) für den morgigen Donnerstag zu einem Gespräch zum Thema Synagogenbau ein, wie die PNN gestern erfuhren.

Noch am Freitag vergangener Woche waren Gespräche zwischen den jüdischen Gemeinden Potsdams gescheitert, woraufhin die Landesregierung noch am selben Tag erklärte, die Pläne für den Neubau einer Synagoge in der Schloßstraße würden bis zu einer Einigung zwischen den Gemeinden nicht weiter verfolgt. Der Streit entzündete sich am Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland, der den Kritikern als zu wenig sakral gilt.

„Joffe wollte den Haberland-Entwurf verhindern und das ist ihm gelungen“, erklärte gestern der Vorsitzende des Synagogen-Bauvereins, Peter Schüler. Der Bauverein müsse nun beraten, wie es weitergeht. „Und auch ich werde sehen, wie ich weiter mache“, so Schüler. Eine Entscheidung darüber, ob er den Vorsitz des Bauvereins aufgeben werde, habe er noch nicht getroffen. Rückblickend verteidigte Schüler die Strategie, die Entwurfskritiker nicht in den Bauverein aufzunehmen. „Wir haben ein Ziel und die Kritiker haben ein anderes.“ Ein Verein sei ein Zusammenschluss von Menschen mit dem selben Ziel. Schüler weiter: „Wenn man nicht das gleiche Ziel hat, muss man auch nicht im gleichen Verein sein.“

Die Jüdische Gemeinde Potsdam teilte mit, sie halte „an der Realisierung der Synagoge nach den Plänen des Architekten Haberland fest“. Und weiter: „Andernfalls wird es in absehbarer Zeit keine neue Synagoge in Potsdam geben.“ Die Jüdische Gemeinde sei „tief enttäuscht über die Entscheidung der Landesregierung“. Der entscheidende Vorteil der geplanten Synagoge sei die Verbindung mit dem Gemeindezentrum. Nur so könne das jüdische Leben in Potsdam wiederbelebt werden.

Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) begrüßte gestern gegenüber den PNN die Entscheidung des Landes, den Synagogenbau auf Eis zu legen. Er habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass der Haberland-Entwurf seiner Meinung nach „nichts Feierliches, nichts Sakrales“ an sich habe, sondern „eher etwas Abstoßendes“. Klipp sprach sich dafür aus, ein neues Verfahren für den Synagogenbau zu starten. In dessen Ergebnis müsse ein Entwurf stehen, der „sich stärker am Leitbautenkonzept“ orientiere. Zuvor müssten sich aber die jüdischen Gemeinden über die Modalitäten einigen. Klipp schlug dazu einen Runden Tisch unter Vorsitz eines unabhängigen Schlichters vor.

Der Synagogen-Baustopp könne auch Auswirkungen auf die Neugestaltung der Potsdamer Mitte haben, warnte der Dezernent. Die Ausschreibung des Nachbargrundstücks an der Ecke Schloss- und Friedrich-Ebert-Straße wurde bereits gestoppt – einmal, weil es nicht genug Bewerber gegeben habe, aber auch, weil es für die Baustelleneinrichtung für den Synagogenneubau genutzt werden sollte. Sollte sich der Synagogenbau sehr verzögern, werde die Stadt ihr Grundstück erneut ausschreiben, sagte Klipp.

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