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Landeshauptstadt: Neue Hitzewarnung vom Telegrafenberg

Potsdamer Klimaforscher: Schon 2020 wird es doppelt so viele Hitzewellen geben wie heute. Der kurzfristige Trend ist nicht zu stoppen, langfristig könnte strikter Klimaschutz die Entwicklung aufhalten

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Schon in sieben Jahren wird es weltweit doppelt so viele starke Hitzewellen geben wie heute – Tendenz steigend. Das geht aus einer Studie des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) hervor, die zusammen mit der Universidad Complutense de Madrid (UCM) erstellt wurde und aktuell im Fachmagazin „Environmental Research Letters“ erscheint. In 30 Jahren wird sich demnach die Zahl heftiger Hitzewellen aufgrund des Klimawandels sogar vervierfachen, so das Team um PIK-Forscher Dim Coumou. Diese kurzfristige Entwicklung sei auch durch Klimaschutzmaßnahmen nicht mehr aufzuhalten. In den vergangenen Jahren war es weltweit immer wieder zu extremen Hitzewellen gekommen.

Bis zum Jahr 2100 erwarten die Klimaforscher sogar, dass extreme Hitze auf 85 Prozent der Landoberfläche auftritt. Heute sei dies auf fünf Prozent der Landfläche der Fall. Zudem würden etwa 60 Prozent der Landflächen von derart extremen Hitze-Ereignissen betroffen sein, wie sie heute so gut wie nie vorkommen. „In vielen Regionen werden die kältesten Sommermonate Ende des Jahrhunderts heißer sein als die heißesten Monate heute“, erklärte Coumou. Die Entwicklung bis 2100 lasse sich durch entsprechende Klimaschutzmaßnahmen noch aufhalten. Dafür müsste der Ausstoß von Treibhausgasen stark verringert werden.

Die erwartete Zunahme von Hitzewellen bis 2040 sei hingegen unabwendbar. Auch Einschränkungen der Emissionen könnten diese Entwicklung nicht mehr aufhalten. „Bereits jetzt sind so viel Treibhausgase in der Atmosphäre, dass die kurzfristige Zunahme von Hitzewellen nahezu unvermeidlich scheint“, sagte Coumou. Diese Erkenntnis sei wichtig, um in den betroffenen Gebieten Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln. Gerade in den Tropen könnten schon relativ kleine Veränderungen große Folgen haben. Die Ergebnisse der Studie würden darauf hindeuten, dass diese Veränderungen tatsächlich bereits stattfinden.

Die Forscher haben Hitzeextreme betrachtet, die die natürlichen Temeraturschwankungen für mehrere Wochen deutliche überschreiten. Die Folgen von solchen Hitzewellen sind meist Ernteverluste, Waldbrände und zusätzliche Todesfälle in aufgeheizten Städten. Für die Studie haben die Wissenschaftler Ergebnisse eines umfangreichen Sets von Klimamodellen – das CMIP5 Ensemble – miteinander kombiniert. So konnten sie nach eigenen Angaben die Unsicherheitsbereiche reduzieren, die jedes einzelne Modell mit sich bringt. „Wir zeigen, dass diese Simulationen den in den vergangenen 50 Jahren beobachteten Anstieg von Hitzeextremen sehr gut abbilden“, erklärt Alexander Robinson von der UCM. „Das macht uns zuversichtlich, dass sie auch robust aufzeigen können, was in der Zukunft zu erwarten ist.“

Die prognostizierten Hitzewellen können in Zukunft zusammen mit Dürren und Stürmen wiederum den Klimawandel verstärken. Das schreiben Forscher des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ) zusammen mit Kollegen des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena im Fachjournal „Nature“. Insbesonders Wälder nehmen demnach das Treibhausgas Kohlendioxid bei Extremwetter nicht mehr so gut auf. Dieser Faktor sei bislang deutlich unterschätzt worden.Jan Kixmüller

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