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Landeshauptstadt: Neue Informationspanne

Elite-Sportschule: Mutmaßlicher Täter soll bereits mit Gewalt aufgefallen sein / Neuer Arbeitskreis

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Beim Umgang mit den Vorwürfen der sexuellen Nötigung im Wohnheim der Elite- Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ hat es offensichtlich eine neue Panne gegeben. Wie berichtet hatte die Lehrerkonferenz der Schule am Luftschiffhafen Ende Oktober nach mehrstündiger Debatte zwei Elftklässlern, gegen die die Staatsanwaltschaft ermittelt, eine letzte Chance gegeben – ein Schulverweis wurde ihnen nur angedroht. Was die abstimmenden Lehrer nach PNN-Recherchen bei ihrer Entscheidung nicht gewusst haben sollen: Einer der beiden mutmaßlichen Täter soll schon früher mit einem Gewaltdelikt gegen Mitschüler auffällig geworden sein. Dies wurde im Potsdamer Rathaus und im Landesbildungsministerium gegenüber den PNN bestätigt. Unklar sind Details zu dem Delikt und wer die Kommunikationspanne zu verantworten hat.

Schulleiter Rüdiger Ziemer wollte sich am Dienstag gegenüber den PNN nicht weiter zu der Panne äußern – er dementierte sie aber auch nicht. „Die Gremien der Schule befassen sich abgestimmt und intensiv mit der Problematik“, so Ziemer. Am heutigen Mittwoch solle erneut die Lehrerkonferenz tagen. Er werde sich zu einem späteren Zeitpunkt äußern, sagte Ziemer. Der jetzige Internatsbetreiber, die kommunale Luftschiffhafen GmbH, teilte über eine Sprecherin lediglich mit: „Vorgänge, die uns bekannt sind, haben wir grundsätzlich im Verbund mit den Bereichen Schule und Sport kommuniziert.“

Sollte sich offiziell bestätigen, dass Lehrern der Eliteschule bei ihrer Entscheidung zur Zukunft der Elftklässler nicht alle relevanten Fakten vorlagen, wäre es eine neuerliche Informationspanne. Schon bei Bekanntwerden der Vorwürfe gegen die zwei Elftklässler hatte es öffentliche Empörung vor allem darüber gegeben, dass die von zwei jüngeren Mitschülern erhobenen Anschuldigungen der Nötigung über zwei Wochen lang im Wohnheim bekannt gewesen sein sollen, aber Erzieher nichts unternahmen. In der Folge wurde die Heimleitung suspendiert.

Unterdessen soll der Prozess, aus den Vorwürfen auch für das System der Eliteschule Konsequenzen zu ziehen, von einem neuen Arbeitskreis begleitet werden, teilte die Stadtverwaltung auf PNN-Anfrage mit. In dem Gremium sollen sich unter Vorsitz von Jugendamtschef Norbert Schweers die Stadt, das Bildungsministerium und der Olympiastützpunkt am Luftschiffhafen regelmäßig beraten. Auch Elternvertreter seien eingeladen. „Wir wollen prüfen, ob die Angebote zum Krisenmanagement und zur Prävention im Verbundsystem der Eliteschule ausreichend sind und wo nachgesteuert werden muss“, sagte Schweers den PNN auf Anfrage. Eines müsse klar sein: „Kinder und Jugendliche müssen im Bedarfsfall Unterstützung bei Problemen erhalten.“ Dazu solle der nach Bekanntwerden des Falls im Wohnheim eingesetzte Jugendhilfe-Träger Start gGmbH eine „gründliche Analyse der Situation vornehmen sowie Verbesserungsvorschläge machen“, hieß es weiter. Hierzu sollten auch Schüler, Lehrer und Trainer befragt werden. HK

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