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Sport: Neue Jahresweltbesthöhe war zu hoch

Daher gewann der Ukrainer Maksym Mazuryk das Internationale Stabhochsprung-Meeting vor Björn Otto

Stand:

Der letzte Sprung hatte nur noch statistischen Wert. Als der Ukrainer Maksym Mazuryk Samstagnacht nach 23 Uhr die in 5,70 Metern Höhe liegende Latte riss, war er durch eine strenge Regelauslegung bereits alleiniger Sieger des 7. Internationalen Stabhochsprung-Meetings im Potsdamer Stern-Center. Bis dato lag er gemeinsam mit Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) gleichauf – beide hatten 5,60 Meter übersprungen und damit Publikumsliebling und Favorit Tim Lobinger vom ASV Köln (5,50 m) schon auf Platz drei verwiesen. Lobinger hatte sich nämlich etwas verspekuliert: Er war erst bei 5,50 m eingestiegen, hatte die Folgehöhe ausgelassen und die 5,70 m dann dreimal gerissen (siehe PNN-Interview). Als daraufhin auch Mazuryk dreimal an den 5,70 m gescheitert war und sich Studenten-Weltmeister Otto vergeblich an der neuen Jahresweltbesthöhe von 5,83 m versucht hatte, wären zwei Sieger möglich gewesen, doch das Kampfgericht bestand auf einem Stechen entsprechend des Reglements. Das wollte sich Otto – der gestern in Leipzig erneut mit dem Stab anrannte und dort am Ende mit erneut 5,60 m Dritter hinter Lars Börgeling (Leverkusen) und Lobinger (je 5,70) wurde – aber nicht mehr antun. Er verzichtete. „Ich habe schonmal zwei Stunden mit einem Stechen verbracht. Dafür war es mir heute einfach schon zu spät“, erklärte der 28-Jährige.

Mazuryk scheiterte letztlich erneut an der letzten Höhe und landete dennoch auf Rang eins. „Die Stimmung war ganz toll und ich freue mich über meinen Sieg“, erzählte der erst 22-jährige Ukrainer später. „Nicht aber über meine Sieger-Höhe, denn ich hatte mir hier mindestens 5,70 Meter vorgenommen. Ich konnte meine Fehler heute aber nicht schnell genug analysieren, um sie zu korrigieren.“ Björn Otto, der mit jeweils sofort gelungenen Schwüngen über die 5,40 und 5,60 m die mehr als 3000 Zuschauer des Abends begeistert hatte, erklärte, warum er anschließend gleich nach den Sternen – sprich der neuen Jahresweltbesthöhe – gegriffen hatte: „Wenn man die 5,80 Meter als Bestleistung hat, muss man nicht weniger springen, sondern sich an größeren Höhen probieren. Das war heute der erste konsequente Versuch, der nicht schlecht war. Beim letzten Sprung habe ich einen so harten Stab wie noch nie benutzt.“ Otto, der ebenso wie Lobinger bereits die deutsche Norm für das Ticket zu den Hallen-WM Mitte März in Moskau gesprungen ist, erläuterte auch die für das Wochenende angedachte Taktik: „Ich sehe Potsdam und Leipzig als eine Art WM-Simulation: Heute hier die Qualifikation, am Sonntag in Leipzig das Finale. So lernt man, mit seinen Kräften richtig zu haushalten.“

Neben Otto und Lobinger konnte auch Michael Stolle (Hamburger SV/5,50 m) den zweiten ukrainischen Sieg im Stern- Center nach 2004 – damals gewann Ruslan Jeremenko mit 5,70 m – nicht verhindern. „Mir fehlen durch meine lange Verletzung 2000 bis 3000 Sprünge, daher bin ich heute mit dem Ablauf nicht ganz klar gekommen“, begründete der 31-Jährige seine nur zwei gültigen Sätze. Zum dritten Mal in Folge nach den beiden vorherigen Wochenende in Karlsruhe und Stuttgart musste sich die deutsche Spitze auf heimischem Boden geschlagen geben. Org.-Chef Peter Rieger, Geschäftsführer des veranstaltenden SC Potsdam, räumte ein: „Bei den Männern hätte es ruhig höher gehen können.“

So war am Ende die Siegerhöhe bei den Frauen die wertvollere Leistung des 7. Meetings, denn Martina Strutz von der SG Dynamo Schwerin hatte am Freitagabend die Damen-Konkurrenz mit 4,50 m vor der Ungarin Krisztina Molnar (4,40 m) und der Polin Róza Kasprzak (4,30 m) gewonnen und damit als erste Deutsche die Hallen-WM-Norm erfüllt (PNN berichteten). „Mit dieser Höhe hatte ich gar nicht gerechnet“, sagte die 24-Jährige, die mit 15 Lenzen vom Turnen zum Stabhochsprung gewechselt war, zu ihrer neuen eigenen Besthöhe. „Aber die Stimmung hier in Potsdam war so toll, das hat mich richtig gepusht.“ Bei den WM in Moskau will die Mecklenburgerin diese Höhe bestätigen, „und vielleicht ins Finale kommen. Dazu werde ich mich aber noch steigern müssen.“ Auf jeden Fall will Strutz im nächsten Jahr wieder in Potsdam antreten. „Ich hoffe, ich werde dann wieder eingeladen.“

Björn Otto gab den Organisatoren für 2007 einen anderen Hinweis mit auf den Weg: „15 Springer wie heute, von denen ein Teil an den fünf Metern hängen bleibt, sind einfach zu viel. Das Teilnehmerfeld sollte reduziert werden.“ Das begeisterungsfähige Publikum musste Samstagabend über drei Stunden ausharren, ehe es den Sieger feiern konnte.

Wer schon am Vor- beziehungsweise -nachmittag das Stern-Center besucht hatte, erlebte bereits Nachwuchsspringen. Während bei den Mädchen Annika Roloff vom MTV Holzminden mit 3,60 m gewann, konnte sich bei den Jungen auch ein Lokalmatador freuen: Hinter dem Bremer Michael Kass (3,90 m) nämlich wurde Carlo Peach (SV electronic Hohen Neuendorf), der die Potsdamer Sportschule besucht, mit 3,40 m Zweiter.

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