Sport: Neue Knie und Sorgen
Sandra Köppen-Zuckschwerdt erhielt Ehrenpreis
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Sie kam auf zwei Krücken auf die Bühne gehumpelt, völlig überrascht über ihre Auszeichnung am Samstagabend. Sandra Köppen-Zuckschwerdt von der SG Dynamo Brandenburg, je zweifache Europameisterin und Weltmeisterschafts-Dritte im Judo sowie sechsmalige Sumo-Weltmeisterin, hat ihre aktive Sportkarriere beendet und wurde am Samstag ebenso wie die krankheitsbedingt verhinderte Judo- Olympiasiegerin Yvonne Bönisch (UJCK Potsdam) mit einem Ehrenpreis des Landessportbundes Brandenburg für das sportliche Lebenswerk gewürdigt.
Sandra Köppen-Zuckschwerdt hat schwere Monate hinter sich. Nachdem sie sich im Dezember 2008 die rechte Schulter operieren lassen musste, erhielt sie am 1. März rechts und am 1. Oktober links ein neues Knie eingesetzt. „Nur die Kniescheiben sind noch original“, versuchte sie zu scherzen. Der Blick verriet allerdings, dass die Schmerzen noch da – und die Sorgen um ihre Zukunft nicht gering sind. Bis zum 31. August 2010 gehört sie noch der Bundeswehr-Sportfördergruppe an, dann ist Schluss. „Dann brauche ich Arbeit, sonst habe ich keine Krankenversicherung mehr“, erklärte Köppen-Zuckschwerdt. Private Krankenkassen hätten sie abgelehnt, gesetzliche forderten hohe Beiträge. Paradox dabei: Die Mattenkämpferin, die 20 Jahre in der Nationalmannschaft aktiv war und für Deutschland bei drei Olympischen Spielen auf die Tatami ging, soll plötzlich nachweisen, dass sie Leistungssport getrieben hat. Hilfe vom Deutschen Judo-Bund könne sie nicht erwarten, meinte sie. „Beim Verband bin ich abgeschrieben.“
Gleichwohl weiß Sandra Köppen-Zuckschwerdt ihre Förderung in der Vergangenheit zu schätzen. „Ich komme von einem Bauernhof, und meine Eltern allein hätten mir nie ermöglichen können, meinen Sport auszuüben.“ Daher danke sie der Sporthilfe Brandenburg, der Bundeswehr und weiteren Helfern für ihre Unterstützung. „Ohne sie alle wäre meine lange Karriere nicht möglich gewesen.“
Mit ihrem Trainer und Ehemann Wolfgang Zuckschwerdt, der gemeinsamen viereinhalbjährigen Tochter Marie-Luis, Mutter Barbara und Vater Wilfried lebt Sandra Köppen-Zuckschwerdt auf dem elterlichen Gehört in Schenkenberg bei Brandenburg. Rund 150 Tiere umfasst ihr kleiner Zoo, der Besuchern offen steht. „Und ich kann meiner Familie nach meinen Operationen jetzt nicht richtig helfen“, so die 34-Jährige, die weiter für den Judosport lebt. In ihrem Verein Dynamo trainiert sie mittlerweile gemeinsam mit ihrem Gatten die Frauen und Männer, dazu eine Nachwuchs-Übungsgruppe. Die B-Trainer-Lizenz hat sie schon in der Tasche, der A-Trainer-Schein soll 2010 folgen. „Außerdem habe ich eine Frauengruppe aufgemacht“, erzählte die vitale Frau, die nur schwer still sitzen kann. Und die auch schon mal ihre Krücken vergisst, um ihren Schützlingen eine Übung vorzumachen. M. M.
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