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Der Regio. Mit der Regionalwährung, zu der auch die Potsdamer Havelblüte gehört, kann künftig auch in Belzig und Sachsen-Anhalt bezahlt werden.

© Andreas Klaer

Von Jan Brunzlow: Neue Märkte für die „Blüten“

Potsdamer Regionalgeld künftig auch in Belzig und Sachsen-Anhalt akzeptiert

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In Potsdam sind mehr als 60 000 Havelblüten im Umlauf. Die sogenannte Regionalwährung mit den Bildern verschiedener Blüten heimischer Pflanzen wird in Potsdam inzwischen von über 100 Geschäftsinhabern akzeptiert. Künftig kann mit der Währung auch bei Gewerbetreibenden in Belzig sowie in Sachsen-Anhalt bezahlt werden, kündigten Uwe Kellermann und Lothar Hammes-Lerch an. Dafür haben sich die Vereine der drei Regionalwährungen „Havelblüte“, „Steintaler“ und „Urstromtaler“ zum „Regio“ zusammengeschlossen, um den Wirkungskreis der jeweiligen Regionalwährung zu erhöhen. Künftig würden das Regionalgeld an mehr als 350 Stellen akzeptiert, so Hammes-Lerch aus dem Vorstand des Vereins Potsdamer Regional, der die Regionalwährung „Havelblüte“ betreibt.

Das System der Regionalwährung funktioniert relativ einfach. Das Geld wird im Umtauschkurs 1:1 gegen den Euro getauscht. Da der Rücktausch der Havelblüten nicht möglich ist, muss das Geld in der Region ausgegeben werden. Kunden kaufen mit der Havelblüte Waren, der Einzelhändler seinerseits kauft wiederum bei einem regionalen Händler ein. In Potsdam akzeptieren unter anderem Bio-Läden, Restaurants und Cafés, Rechtsanwälte, Tanzstudios sowie Ärzte die „Havelblüte“ Dadurch werde eine „regionale Kreislaufwirtschaft aufgebaut“, sagte Lothar Hammes-Lerch. Ab etwa 500 Akzeptanzstellen würde dieser richtig funktionieren.

Hammes-Lerch steht zu der Idee der Regionalwährung. Das Geld würde ausschließlich in der Region eingesetzt und könnte nicht auf den internationalen Finanzmärkten verschwinden oder in Singapur investiert werden. So eindeutig sei der Nutzen laut Gerhard Rösl, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Regensburg, allerdings nicht. In einem Diskussionpapier der Deutschen Bundesbank erklärte Rösl: „Ein solches, letztlich bewusst auf regionale Abschottung zielendes System – sollte es überhaupt längerfristig existieren – behindert den überregionalen Handel, ohne den sich eine Region nicht weiterentwickeln kann.“ Er sieht allerdings in dem Geld die Möglichkeit für die Besitzer, „sich durch den Einsatz der Regionalgelder demonstrativ zur Region zu bekennen und damit ein Zeichen gegen die Globalisierung zu setzen“. Für Lothar Hammes-Lerch ist es kein Zeichen gegen die Globalisierung, sagt er. Vielmehr sei es ein Zeichen für die regionalen Märkte. Damit sind die Potsdamer und Belziger in guter Gesellschaft. Mehr als 50 Regionalwährungen gibt es inzwischen in Deutschland, der größte ist der Chiemgauer. Etwa 400 000 Chiemgauer sind inzwischen im Umlauf.

Laut Rösl gibt es die ersten wesentlichen Regionalwährungen in Deutschland seit dem Jahr 2001 – wenn vom „Knochengeld“, das 1993 für zwei Monate in Berlin, Prenzlauer Berg ausgegeben wurde, und dem „Phoe“, der in Arnstadt bei Erfurt 1999 kurzzeitig in Umlauf war, abgesehen werde. Europaweit gibt es die Regionalwährungen als Ersatz zum staatlichen Zahlungsmittel. In Potsdam können Havelblütennutzer inzwischen sogar Konten anlegen und wie bei jeder normalen Bank ihre Überweisungen vornehmen oder sparen. Und damit nicht zu viele Blüten von den „Havelblüten“ im Umlauf sind, gebe es fünf Sicherheitsmerkmale für das Geld.

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