Landeshauptstadt: Neue Potsdamer Schulpfarrerin Marianne Wewerke betreut künftig Schüler
Zwei evangelische Schulpfarrer hat Potsdam – Marianne Wewerke ist eine von ihnen. Zurzeit darf sie erst einmal viele Namen von Schülern und Lehrern lernen, denn sie ist neu in Potsdam.
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Zwei evangelische Schulpfarrer hat Potsdam – Marianne Wewerke ist eine von ihnen. Zurzeit darf sie erst einmal viele Namen von Schülern und Lehrern lernen, denn sie ist neu in Potsdam. Seit Februar gibt Wewerke Religionsunterricht an zwei Potsdamer Schulen – der Voltaire-Schule und dem Humboldt-Gymnasium. Bald kommt Unterricht in Glindow hinzu, den sie aber nur vertretungsweise übernehmen wird. War die erste Woche noch mehr oder weniger geruhsame Ferienzeit, so tobt nun das pralle Schülerleben um sie herum. Jeden Tag unternimmt sie eine kleine Weltreise, um von ihrem Wohnort Ahrensfelde zu ihren Schulen nach Potsdam zu kommen. In Lindenberg, das zu Ahrensfelde gehört, ist Wewerkes Mann Pfarrer. Hier lebt sie mit ihm und ihren drei Kindern in einem Pfarrhaus mit großem Garten. Dort, schwärmt Wewerke, blühten gerade Tausende von Schneeglöckchen. Überhaupt sei der Garten ihre große Leidenschaft.
Aufgewachsen im alten West-Berlin, entschied Wewerke sich gleich nach der Wende für den Osten. In Potsdams Frauenzentrum am Luisenplatz – damals noch Platz der Nationen – beriet sie in Not geratene Frauen. Arbeitslosen aus Stahnsdorf half sie in einem kirchlichen Beratungszentrum, mit dem bis dahin im Osten nahezu unbekannten Phänomen „Arbeitslosigkeit“ umzugehen. Dabei war es vor allem ihr Gerechtigkeitsempfinden, das sie antrieb. Der Gerechtigkeit zu ihrer Geltung zu verhelfen, sei, so Wewerke, überhaupt häufig Motivation für ihr Handeln.
Den christlichen Glauben hat sie als Pfarrerstochter quasi schon mit der Muttermilch aufgesogen. So war es für sie ganz natürlich, dass sie sich bereits als Jugendliche kirchlich engagierte. Dann aber kamen ihr Zweifel: „Will ich das noch glauben? Kann ich das noch glauben?“, fragte sie sich. Sie wollte es nun genau wissen und studierte Theologie. Das war in den achtziger Jahren. In dieser Zeit engagierte sie sich nach eigenem Bekunden stark in der Friedensbewegung. Die im Matthäus-Evangelium enthaltene Bergpredigt Jesu’ habe sie, wie auch viele Mitstreiter, damals inspiriert. Dieser biblische Text, der Aussagen, wie „selig sind die, die Frieden stiften“ oder „liebet eure Feinde“ enthält, wurde von vielen Friedensaktivisten als Anleitung zum eigenen Handeln verstanden.
Auch heutzutage könne die Kirche dazu beitragen, Antworten auf die drängenden Fragen in der Gesellschaft zu finden, so Wewerke. Zum Beispiel habe der christliche Glaube schon immer zur Bewahrung der Schöpfung aufgefordert. Eine deutliche Antwort auf alle Debatten um nachhaltiges Wirtschaften.
In einer zunehmend säkularen Welt sei es aber auch nicht immer einfach, den christlichen Glauben zu vermitteln, so die 46-Jährige. Bei ihrer kirchlichen Arbeit mit Kindern in Berlin-Hohenschönhausen hätten ihr Kinder mehrmals von den Versuchen einiger Lehrer berichtet, den Kindern den christlichen Glauben auszureden. In ihrer neuen Potsdamer Stelle kann Wewerke als Lehrerin nun vielen Kindern aus kirchlichen und aus nichtkirchlichen Elternhäusern die christliche Botschaft nahebringen. Sie habe auch schon einige spezielle Ideen für ihre Potsdamer Schüler. Zum Beispiel wolle sie Schulgottesdienste organisieren. Zunächst müsse sie sich mit den hiesigen Verhältnissen aber noch etwas vertrauter machen und zum Beispiel den zweiten Potsdamer Schulpfarrer, Matthias Vogt, kennenlernen. Holger Catenhusen
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