Landeshauptstadt: Neue Träger fordern 400 000 Euro mehr
Lindenpark- und Waschhaus-Betreiber verhandeln mit Stadt um höhere Förderung
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Die Übergabe der beiden großen soziokulturellen Zentren Potsdams an neue Träger gestaltet sich schwierig. Vor allem die Höhe der städtischen Förderung von Lindenpark und Waschhaus wird derzeit noch diskutiert. „Wenn die Förderung nicht erhöht wird, treten wir von unserem Angebot zurück“, sagte Andreas von Essen von der Stiftung Sozialpädagogisches Institut „Walter May“ (SPI), die im November den Jury-Zuschlag für den Lindenpark erhielt. Laut PNN-Informationen fordert die SPI zusätzlich 300 000 Euro. Auch der neugegründete Träger Waschhaus gGmbH fordert 100 000 Euro mehr pro Jahr. „ Wir wollen das Waschhaus sehr gern übernehmen, aber nicht um jeden Preis“, sagte Marcel Kankarowitsch, einer der vier Gesellschafter und Geschäftsführer des Diakonischen Werks Potsdam.
Bislang erhielt das Waschhaus 300 000 Euro von Stadt und Land, der Lindenpark wurde mit 530 000 Euro gefördert. Wegen der unterschiedlichen Vorstellungen über die Fördersumme konnte schon der erste Übergabe-Termin am 1. Januar 2009 nicht gehalten werden. Sicher ist, auch am 1. Februar wird zumindest der Lindenpark noch nicht in neue Trägerhände übergeben werden können.
„Ohne eine höhere Förderung ist das Waschhaus nicht zu betreiben“, sagte Kankarowitsch. „Durch den Umbau und die Sanierung des Hauses in der Schiffbauergasse haben wir mehr Räume, was die Betriebskosten erhöht“, erklärte Kankarowitsch. Durch die programmatische Öffnung für Familien sei etwa eine Personalstelle mehr im Waschhaus nötig. Der Verwaltung sei der finanzielle Mehrbedarf bereits während des Interessenbekundungsverfahrens bekannt gewesen, so Kankarowitsch. „In unserem Konzept wurde deutlich, dass wir mehr Förderung benötigen, um das Konzept umzusetzen, das eine Jury als bestes für das Waschhaus gewählt hat.“ Derzeit habe es erst ein wirkliches Verhandlungsgespräch gegeben. „Es gibt im Rathaus ein Bewusstsein für die Probleme und durchaus auch den Willen, ein bisschen mehr Geld zu geben“, so Kankarowitsch. Doch würden sich die Vorstellungen noch um 80 000 Euro unterscheiden. Kankarowitsch betont jedoch die „konstruktiven Gespräche“ mit der Stadtverwaltung. Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer (parteilos) erklärte, dass sich die Juryentscheidung aus der Bewertung der inhaltlichen Konzepte und der vorgelegten Finanzpläne zusammengesetzt hatte. „Anders als bei einer Ausschreibung kann bei Interessenbekundungsverfahren auch danach noch verhandelt werden“, so die Beigeordnete. Da gebe es keine Benachteiligung anderer Bewerber. „Ich bin zuversichtlich, das Waschhaus am 1. Februar an den neuen Träger übergeben zu können“, so Fischer.
Auch das SPI ist in Verhandlungen mit der Stadt. Am heutigen Freitag stehe ein weiteres Treffen an, sagte Andreas von Essen, der Geschäftsführer des Lindenparks werden soll. „Unser Geschäftsführer Stefan Zaborowski hat bereits bei der Jury-Befragung erklärt, dass mit der bisherigen Förderung der Lindenpark nicht betrieben werden kann“, sagte von Essen. Man werde nicht die SPI schädigen, nur um den Lindenpark zu bekommen, betonte von Essen. Die für den Lindenpark verantwortliche Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) bestätigte, dass sich die Fördersumme der Stadt erhöhen werde. „Aber es werden nicht die 300 000 Euro sein, die die SPI gefordert hatte.“ Man wolle das Haus „so zügig und so schnell wie möglich“ übergeben. Der 1. Februar könne aber nicht gehalten werden, so Müller, doch werde die Übergabe im ersten Quartal vollzogen. Zuvor werde der Zustand des Hauses überprüft.
Durch Überschuldung waren 2006 der Lindenpark und 2008 das Waschhaus in Schieflage geraten und mussten schließlich in die Insolvenz gehen. Ende 2008 wurde in einem Interessenbekundungsverfahren nach neuen Trägern gesucht. Von sieben Bewerbern hatten sich die SPI und die neu gegründete Waschhaus gGmbH durchgesetzt. Kay Grimmer
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