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Landeshauptstadt: Neue Vorwürfe im Tierheim-Streit

TSV sieht sich ungerecht behandelt: Zwinger-Anzahl im Nachhinein festgelegt / Ernst: Vergabe war korrekt

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Wildpark / Beelitz - Im Konflikt um das Tierheim ist kein Ende in Sicht: Der Tierschutzverein Potsdam und Umgebung e.V. (TSV) hat gestern neue Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung erhoben. So soll die Stadt bei der Ausschreibung der Tier-Betreuung für das kommende Jahr ignoriert haben, dass der TSV die geforderten Bedingungen erfüllen könne, so der TSV-Vorsitzende Niklas Wanke.

Er verweist dabei auf den Ausschreibungstext: Darin habe die Stadt gefordert, dass 165 Hunde und 320 Katzen pro Jahr betreut werden müssen. Der TSV habe belegt, dass er dazu in der Lage sei – dies habe auch das Potsdamer Veterinäramt bei einer Begehung des Tierheims am Wildpark bestätigt. Im Nachhinein habe die Stadt die Anzahl der dauerhaft verfügbaren Zwingerplätze für Hunde auf 50 und für Katzen auf 80 festgelegt. Diese Zahlen seien aber in der Ausschreibung nicht erwähnt gewesen und entbehrten jeder Grundlage – sie gingen „bewusst an der Realität vorbei“ um den TSV auszubooten. Denn nach Erfahrungen des TSV sei der Bedarf weitaus geringer. Im vergangenen halben Jahr seien im Durchschnitt sechs in Potsdam gefundene Hunde und rund 20 Katzen im Tierheim untergebracht worden; insgesamt seien weniger als die Hälfte der pro Jahr betreuten 1650 Tiere in Potsdam ausgesetzt worden.

Der TSV stellt mit den neuen Vorwürfen indirekt die Ausschreibung für die Tier-Betreuung für das kommende Jahr in Frage. Dabei hatte das private „Pfötchenhotel“ in Beelitz von der Stadt den Zuschlag bekommen – Konkurrent war der TSV. Seinen Betreibervertrag für das Tierheim hatte die Stadt zuvor gekündigt, das Tierheim am Wildpark soll geschlossen werden. Als Grund nennt die Stadt, dass in dem maroden Gebäude eine artgerechte Betreuung der Tiere nicht mehr möglich sein soll. Dass der Zuschlag bei der Ausschreibung nicht an den TSV ging, hatte die Stadt unter anderem damit begründet, dass „nicht ausreichende bzw. nicht ausreichend große Unterbringungsplätze nachgewiesen“ worden seien. Hier sieht sich der Tierschutzverein nun ungerecht behandelt.

Die Stadt wies den Vorwurf gestern zurück. Der Standort sei wichtigstes Kriterium bei der Ausschreibung gewesen – und wenn der Wettbewerber durchgängig größere Zwinger und Auslaufflächen bieten könne, sei er möglicherweise im Vorteil gewesen, sagte Fachbereichsleiter Andreas Ernst auf PNN-Anfrage.

Gleichzeitig bestätigte er, dass der TSV bisher einen jährlichen Zuschuss von 126 110 Euro erhalten habe – Beigeordnete Elona Müller hatte von 141 000 Euro gesprochen. Dies sei die gesamte Haushaltsstelle, erklärte Ernst. Er wies jedoch Vermutungen zurück, dies könne bei der Ausschreibung eine Rolle gespielt haben. „Wir sind nicht mit unterschiedlicher Elle herangegangen“, so Ernst. Die Vergabe sei korrekt. Entscheidend seien die Zahlen, die in den Konzepten der beiden Bieter standen. Dennoch haben auch die Stadtverordneten Zweifel: Sie beauftragten jüngst das Rechtsamt, die Vergabe erneut zu prüfen. S. Schicketanz

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