Landeshauptstadt: Neuer Hausherr im Neuen Palais
Jens Straßburger ist der neue Kastellan im größten Königsschloss des Parks Sanssouci
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Jens Straßburger ist der neue Kastellan im größten Königsschloss des Parks Sanssouci Von Erhart Hohenstein Das Neue Palais hat einen neuen Kastellan: Jens Straßburger. Der studierte Archivar, der zunächst in Premnitz Tischler gelernt hatte und dann bei Schuke Orgeln baute, ist seit 1992 in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten tätig, bisher vorwiegend als Schlossführer. Daneben übernahm er seit fünf Jahren bereits Kastellanvertretungen. Er versteht seine Berufung als Herausforderung. Für das größte Schloss im Park Sanssouci wird der Sanierungs- und Restaurierungsbedarf auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzt. Straßburger weiß, dass diese gewaltige Aufgabe nur schrittweise über einen längeren Zeitraum bewältigt werden kann. Dennoch ist das Neue Palais ein äußerst lebendiges Schloss, in dem neben den normalen Besichtigungen Sonderausstellungen wie ab August „Der Kaiser (Wilhelm II.) im Bild“, Vorträge und Spezialführungen unter anderem durch das Kellerreich mit seinen urtümlichen Heizungslanlagen stattfinden. Der neue Kastellan möchte darauf hinwirken, dass die Darstellung der Nutzungsgeschichte nicht auf den Bauherren Friedrich II. und Kaiser Wilhelm II., der hier seine Sommerresidenz einrichtete, konzentriert bleibt. Auch die Zwischenzeit, so als der Kronprinz und spätere Kaiser Friedrich III. mit seiner dem englischen Königshaus entstammenden Gemahlin Victoria („Vicky“) im Palais wohnte, sei von höchstem Interesse. Zwar können von den über 200 Schlossräumen zurzeit nur etwa 50 gezeigt gezeigt werden, doch Möglichkeiten für solche vertiefenden und ergänzenden Darstellungen gebe es schon, meint Straßburger. Er denkt dabei auch an seinen eigenen Arbeitsbereich im südlichen Nebenflügel, dessen Restaurierung zügig vorangeht. Dazu zählt das so genannte Chinesenzimmer, das sich für den Empfang besonderer Gäste eignen würde. Um Vielfalt und Glanz des Palais stärker zu präsentieren, sind bessere Bedingungen für die Besucherbetreuung erforderlich. Der Kastellan nennt so prosaische Dinge wie Garderobe, Verweilraum und kleines Café. Die Stiftung plant ja für diesen Bereich ein modernes Besucherzentrum, für das von einem Neubau bis zur Nutzung des Kellergeschosses bereits mehrere Möglichkeiten geprüft und verworfen wurden. An der Suche ist Straßburger beteiligt; dazu will er sich aber nicht äußern, bevor eine Lösung gefunden ist. Doch auch in der jetzigen Situation tut er alles, „damit sich die Besucher wohlfühlen und gern wiederkommen“. Als Verwalter des Palais verantwortet der Kastellan ebenfalls für die ganz alltäglichen Dinge: Besucherbetreuung, Vorbereitung von Sonderveranstaltungen, Planung an Baumaßnahmen bis hin zur Reinigung. Dafür steht ihm ein kleines Team von Mitarbeitern zur Verfügung. Anders als in kleineren Schlössern sind in dem großen Haus mit Plankammer, Depots und Restaurierungswerkstätten zahlreiche Arbeitsstätten untergebracht. Und außerdem gibt es das Schlosstheater. Mit den Kunsthistorikern, Museologen und Restauratoren liegt Jens Straßburger auf derselben Wellenlänge: Auch bei denen hat die Bewahrung des Schlosses und seiner Kunstschätze oberste Priorität. Und sollten damit die Nutzungswünsche beispielsweise bei Großveranstaltungen wie der Schlössernacht hin und wieder kollidieren, dann wisse er sich schon Gehör zu verschaffen, macht der Kastellan deutlich.
Erhart Hohenstein
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