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Landeshauptstadt: Neuer Totschlag-Prozess

Bundesgerichtshof: Fall David Fischer neu aufrollen

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Potsdam/ Leipzig - Das Potsdamer Landgericht muss sich erneut mit dem gewaltsamen Tod des jungen Potsdamers David Fischer beschäftigen. Am Mittwoch hob der 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofs (BGH) das Urteil gegen den wegen Totschlag verurteilten Ajmal K. auf, sagte gestern eine Gerichtssprecherin den PNN. Sie stimmten damit einem Antrag von K.s Verteidiger auf Revision zu. Das Landgericht Potsdam hatte den Afghanen im Januar mit sieben Jahren Haft bestraft (PNN berichteten).

In dem Fall ging es um eine Schlägerei unter Jugendlichen, die sich zur blutigen Tragödie entwickelte. Das Landgericht Potsdam sah den Tathergang so: In der Nacht zum 17. Juni vergangenen Jahres waren zwei Jugendgruppen in einem Club in der Charlottenstraße in einen heftigen Streit geraten. Nachdem der Barbesitzer sie vor die Tür gesetzt hatte, prügelten sich die rund 20 jungen Leute weiter auf der Straße. Der damals 20 Jahre alte David Fischer soll besonders aggressiv vorgegangen sein. Als die Schlägerei zu Ende ging, zog der damals 18-jährige Ajmal K. ein Messer und rammte es laut einem rechtsmedizinischen Gutachten in den Oberkörper des auf ihn zustürmenden David Fischer – und traf dabei das Herz. Der junge Mann verstarb noch vor Ort, Ajmal K. floh, stellte sich aber am nächsten Tag der Polizei.

An diesem Hergang zweifelten laut Ajmal K.s Anwalt Steffen Sauer auch die BGH-Richter nicht. „Sie halten jedoch die vom Gericht abgegebene Begründung für das Strafmaß für nicht nachvollziehbar“, sagte Sauer. So sei die Schlägerei zuvor nicht in die Bewertung des Falls einbezogen worden. „Allerdings bleibt mein Mandant trotzdem wegen Totschlags verurteilt.“ Jedoch habe Ajmal K. nun aus Sicht der Verteidigung die Chance auf ein gerechtes Strafmaß statt den verhängten sieben Jahren. Wann die neue Verhandlung am Landgericht Potsdam stattfinden wird, sei offen. „Es müssen dabei sicher nicht alle Zeugen noch einmal gehört werden“, sagte Sauer.

Der Fall hat Brisanz – wegen der ausländischen Herkunft des Beschuldigten und der anschließenden politischen Diskussion bekam der Tod von David Fischer auch überregionale Bedeutung. Vertreter von rechtsextremen Parteien wie der NPD werteten die Tat als Beweis dafür, dass Deutsche in ihrem eigenen Land „Opfer zweiter Klasse“ seien. Angehörige und Freunde von David Fischer nutzten ähnliche Argumente. Henri Kramer

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