Landeshauptstadt: Neuer Verstärker, aber Sorge um Blindengeld 13. Winzerfest des Sozialwerks Potsdam
Pirschheide - Ein Meer von gelben Mützen, auf ihnen kleben drei schwarze Punkte – jeder der rund 120 Gäste beim 13. Winzerfest des Sozialwerks Potsdam hat am Eingang solch ein Basecap bekommen.
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Pirschheide - Ein Meer von gelben Mützen, auf ihnen kleben drei schwarze Punkte – jeder der rund 120 Gäste beim 13. Winzerfest des Sozialwerks Potsdam hat am Eingang solch ein Basecap bekommen. Nun stehen die zumeist älteren Menschen in der Gaststätte Seekrug an der Pirschheide vor ihren gedeckten Kaffeetischen, sie schwenken die gelben Kappen und singen zu donnernder Blasmusik die Brandenburghymne. „Steige hoch, du roter Adler...“, schallt es. Die Szenerie zeigt exemplarisch, was das Sozialwerk Potsdam an diesem Samstagnachmittag erreichen will. „Wir möchten hier den sehbehinderten Menschen Informationen für ihr Leben geben, dazu sollen sie aus der täglichen Monotonie gerissen werden,“ sagt Reinhard König, Geschäftsführer im Sozialwerk Potsdam. Zusätzlich geht es um vorsorglichen Protest. „Ich habe Sorge, dass wegen des angestrebten Sparkurses der neuen Landesregierung auch wieder über die Reduzierung oder sogar Streichung des Landes-Blindengeldes nachgedacht wird“, sagt Rainer Kluge, der Behindertenbeauftragte des Landes Brandenburg, in seinem Grußwort an die Gäste. Das wäre mit ihm nicht zu machen, stellt Kluge unter viel Beifall klar. Das Landes-Blindengeld ist zur Zeit in ganz Deutschland umstritten, seit Niedersachsen angekündigt hat, die Landesleistung ab 2005 zu streichen. „Solche Entscheidungen haben natürlich politische Signalwirkung“, fürchtet Kluge. Schon seit 1.Januar 2003 gibt es für sehbehinderte Menschen in Brandenburg weniger Geld: Damals kürzte die Landesregierung von 323 Euro auf nun 266 Euro im Monat. Fernab solcher Sorgen haben die Sozialwerker an diesem Nachmittag aber auch einen Grund zum Feiern: Eine Verstärkeranlage wird eingeweiht und in Betrieb genommen. Die neue Technik für 1900 Euro steht ab jetzt in der Geschäftstelle des Sozialwerks am Alten Markt 10. „Das ist eine große Hilfe für Menschen, bei denen zur eigentlichen Sehbehinderung noch schlechtes Hören dazukommt“, sagt Gratulantin Elona Müller, die Sozialbeigeordete der Stadt. Das Geld für die Anlage kommt aus drei Töpfen: 500 Euro von der Stiftung Altenpflege der Stadtverwaltung Potsdam, 250 Euro von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse und die restlichen 1150 Euro aus Mitteln des Sozialwerks. Der restliche Nachmittag im Seekrug ist der Geselligkeit gewidmet. „Gerade ältere Leute mit Sehbehinderung haben dadurch immer weniger Kontakt zu Außenwelt und können auch nicht einfach den Fernseher einschalten“, sagt König vom Sozialwerk. Nächstes Jahr soll es schon deshalb wieder ein Winzerfest geben. Behindertenbeauftragter Kluge will auch wieder kommen. Ohne schlechte Neuigkeiten, hoffen alle. HK
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