Landeshauptstadt: Neuer Weltrekord aus Potsdam
405 Menschen für fünf Minuten auf einem Floß: Nein, am Montag wurde am Luftschiffhafen nicht für das Hochwasser geprobt, sondern ein neuer Guinness-Rekord aufgestellt
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Anderswo kämpfen Menschen in diesen Tagen mit dem Rekordhochwasser – in Potsdam wurde am Montagnachmittag ein neuer Guinness-Weltrekord auf dem Wasser aufgestellt: 405 Menschen hielten es auf einem 495 Quadratmeter großen Riesenfloß auf der Havel vor dem Kongresshotel im Luftschiffhafen fünf Minuten lang trockenen Fußes und stehend aus. Am Montagabend war dann klar: Das wird als neuer Guinness-Rekord anerkannt. Rekordrichterin Louise Toms war extra aus London angereist.
Mit dem Zählgerät in der Hand klickte die 30-Jährige in der dunkelblauen Guinness-Uniform am Steg jeden neuen der mit Schwimmwesten ausgestatteten Passagiere ab – die Zahl wurde am Ende zudem mit den Ergebnissen von zwei unabhängigen Beobachtern verglichen. Während des fünfminütigen Rekordversuchs war Toms dann mit auf dem Boot, das das Floß immer wieder umkreiste. Schon ein gestrauchelter Passagier hätte den Versuch scheitern lassen. Für die Sicherheit der Teilnehmer waren auch vier Mitarbeiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit einem Rettungsboot vor Ort: Darunter etwa Daniel Rohmann aus Frankfurt an der Oder, der zuvor noch im sächsischen Meißen bei einem viertägigen Hochwassereinsatz geholfen hatte, wie er berichtete.
Aus ganz Deutschland, vereinzelt sogar Österreich, der Schweiz und den Niederlanden, waren die Rekord-Flößer angereist: Es handelte sich um Mitglieder der Schreib- und Bürowarenhändler-Genossenschaft Sönnecken, die für ihr Jahrestreffen noch bis zum heutigen Dienstag in Potsdam sind. Wegen des Hochwassers habe man die Lage vor Ort stündlich beobachtet, sagte Projektleiter Nils Goldstein den PNN. Manche Teilnehmer kamen bei der Anreise auch mit dem Hochwasser in Berührung – zum Beispiel Karin Krause, die am Wochenende aus Wiesloch bei Heidelberg nach Berlin kam und von der Autobahn aus die randvollen Deiche sah: „Das war gespenstisch.“ Von dem Tag in Potsdam zeigte sie sich begeistert: „Total irre“, beschrieb die 39-Jährige das Floßerlebnis, als sie am Montag gegen 17 Uhr wieder an Land war.
Organisiert wurde die Rekord-Aktion vom Potsdamer Ableger der Veranstaltungsfirma Teamgeist. Für das Unternehmen, das hier jedes Jahr etwa 250 Veranstaltungen von der Weihnachtsfeier bis zum Firmenjubiläum plant, ist es der erste offizielle Guinness-Weltrekordversuch, sagte Projektleiterin Nicole Steiner den PNN. Etwa ein halbes Jahr lang sei alles vorbereitet worden – nach den strengen Guinness-Richtlinien. „Um auf Nummer sicher zu gehen, wollten wir auch die Rekordrichterin dabeihaben.“
Auch am Montag gab es für die Flößer vorher noch viel vorzuarbeiten: 55 Flöße – jedes aus 13 Holzbrettern, die mit Seilen auf acht Autoreifen befestigt wurden – mussten gebaut, ins Wasser gelassen und schließlich per Seil zum Riesenfloß verbunden werden. Knapp zweieinhalb Stunden dauerte es, bis das Floß besetzt mit 405 gut gelaunten Passagieren auf der Havel schwamm und der eigentliche Rekordversuch starten konnte.
Für einen solchen Guinness-Rekordversuch in der Silber-Kategorie werden 8000 britische Pfund fällig – zuzüglich der Reisekosten für die Richterin, wie Nicole Steiner sagte. Louise Toms ist eine von weltweit etwa 30 solcher „Guinness World Records Adjudicators“, wie ihre Berufsbezeichnung heißt. In heißen Phasen werde sie bis zu dreimal pro Woche zu einem Rekordversuch gerufen – manchmal aber auch nur einmal im Monat, erzählte die Medienwissenschaftlerin, die seit drei Jahren beim Guinness Buch der Rekorde in London arbeitet. Offizielle Vorreiter für den gestern aufgestellten Rekord gebe es nicht.
Ob die Potsdamer im nächsten Guinness Buch der Rekorde dabei sind, ist trotzdem nicht sicher: Voraussetzung dafür sind unter anderem auch schöne Bilder. Für die sorgte am Montag eine fliegende Drohne: Thomas Reinke von der Firma Filmkopter ließ die von einem Minihelikopter getragene Kamera einige Minuten über dem Floß schweben.
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