Der SPD-Vorsitzende Matthias Platzeck versteht unter preußischen Tugenden „Anständigkeit, Verlässlichkeit und Pflichterfüllung“. Der PDS-Kreisvorsitzende Pete Heuer hingegen Militarismus, Untertanengeist und Drill. Während Platzeck sich wünscht, dass sich stärker auf preußische Tugenden zurückbesonnen wird, kann Pete Heuer „seinen“ Deutungen der preußischen Werte verständlicherweise wenig abgewinnen. Das Problem: Jeder versteht den Tugendkanon des preußischen Staates anders. Denn im Unterschied zum Grundgesetz oder zu den zehn Geboten sind die preußischen Tugenden nirgendwo eindeutig festgeschrieben. Es bleibt ein Streit über die Ansichten zu Preußen, seiner Politik, seiner Gesellschaft. Ein Dissens, der eigentlich nicht sein müsste. Bei immer mehr orientierungslosen Jugendlichen, einer Gesellschaft, die im Reformwandel nach Zielen, Sicherheiten und – ja – auch Werten sucht, sollte nicht der Blick zurück die Richtung vorgeben. Ein Wertekanon für die heutige Zeit ist notwendig, im Grunde die „Brandenburger Tugenden“. Begriffe wie Ehrlichkeit, Toleranz und Gerechtigkeitssinn, also durchaus Werte, die für den preußischen Weg stehen, können ihren Platz mit Sicherheit darin finden.
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