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Landeshauptstadt: Neuer Wirbel um Freileitung in Marquardt Netzbetreiber Edis hat beantragt, die bisherige Trassenführung quer durch den Ort beizubehalten

Marquardt/ Golm - Planänderung für die Erneuerung der Hochspannungsleitung in Marquardt: Nachdem sich der Stromkonzern EonEdis noch im vergangenen Jahr für eine Verschwenkung der Freileitung an die Bahngleise ausgesprochen hatte, soll die Trasse nach den jüngsten Plänen des Unternehmens wieder wie bisher mitten durch den Ort führen – und dies, obwohl eine solche Lösung auf heftigen Widerstand unter den Marquardtern stößt. Josef Grütter, Sprecher der Bürgerinitiative „Freileitung raus!

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Marquardt/ Golm - Planänderung für die Erneuerung der Hochspannungsleitung in Marquardt: Nachdem sich der Stromkonzern EonEdis noch im vergangenen Jahr für eine Verschwenkung der Freileitung an die Bahngleise ausgesprochen hatte, soll die Trasse nach den jüngsten Plänen des Unternehmens wieder wie bisher mitten durch den Ort führen – und dies, obwohl eine solche Lösung auf heftigen Widerstand unter den Marquardtern stößt. Josef Grütter, Sprecher der Bürgerinitiative „Freileitung raus!“, spricht bereits von Trickserei und zeigte sich „tief enttäuscht“ über die Wendung im laufenden Planfeststellungsverfahren beim Landesbergbauamt. Doch der Konzern versucht zu beschwichtigen.

Die Geschichte ist komplex: Das Verfahren vor der Cottbuser Behörde hatte Eon Edis – mittlerweile firmiert die Stromnetzsparte des Konzerns unter dem Namen Edis – vor anderthalb Jahren angeschoben, weil der Konzern die fast 80 Jahre alte Hochspannungsleitung zwischen Wustermark und Geltow erneuern will (PNN berichteten). Doch obwohl Edis nun im Planfeststellungsverfahren die geänderten Pläne – mit einer Trassenführung mitten durch den Ort – eingereicht hat, gibt es aus dem Potsdamer Rathaus deutliche Zeichen der Entwarnung. Eine Lösung im Sinne der Bürgerinitiative sei in Sicht, sagte Stadtsprecher Stefan Schulz auf PNN-Anfrage. Die Stadt verhandle gegenwärtig mit Edis, um eine Verlegung der Trasse an die Bundesstraße 273 zu erreichen. Die betroffenen Landeigentümer müssten allerdings den Plänen noch zustimmen. Zudem setze diese Lösung eine Einigung zwischen Edis und der Stadtverwaltung über die zu erwartenden Mehrkosten voraus. Die Stadt sei bereit, für eine Umgehung Marquardts Geld lockerzumachen. Zu etwaigen Größenordnungen wollte sich Schulz nicht äußern. Vor dem Start des Planfeststellungsverfahrens im vergangenen Jahr hatte die Stadt eine Kostenbeteiligung zunächst noch abgelehnt.

Weniger optimistisch äußerte sich der Stadtsprecher über die Lage in Golm. Dort fordern Anwohner ebenfalls, die Freileitung aus dem Ort zu verbannen. Aus Gründen des Naturschutzes ist eine solche Variante jedoch umstritten. Ein Erdkabel wird wiederum als zu teuer angesehen. Für Golm gebe es „im Moment keine Lösung“, beschrieb Schulz die derzeitige Ratlosigkeit der Verwaltung.

Horst Jordan, Sprecher von Edis, sprach gegenüber den PNN von erfolgversprechenden Gesprächen mit der Potsdamer Verwaltung hinsichtlich Marquardt: „Wir sind in guten Gesprächen mit der Stadt“, sagte der Unternehmenssprecher. Er machte allerdings deutlich, dass aus Sicht von Edis „eine Mehrkostenbeteiligung durch die Stadt erfolgen muss" – ohne dabei Zahlen zu nennen.

Bisher hatte die Edis im laufenden Planfeststellungsverfahren eine Trassenführung an der Marquardter Bahnlinie favorisiert. Dass man mit den neuen Plänen – wieder mitten durch den Ortsteil – davon abgerückt sei, habe juristische Gründe, so Jordan. Zudem sei deutlich geworden, dass die Marquardter eine Leitungsführung am Ortsrand ohnehin nicht befürworteten. Daher habe man auch nicht länger an diesem Vorschlag festhalten wollen. Hintergrund für den formalen Rückzug von Edis auf die angestammte Trasse ist offenbar die rechtliche Einschätzung, dass die juristischen Schwierigkeiten im Planfeststellungsverfahren womöglich am geringsten sein könnten, wenn die Erneuerung der Stromleitung exakt im alten Trassenverlauf beantragt wird. Edis führe das Planfeststellungsverfahren parallel zu den Verhandlungen mit der Stadt über eine großräumige Ortsumgehung weiter, um Rechtssicherheit zu bekommen, erklärte Jordan. Die geänderten Pläne bedeuteten jedenfalls nicht das Aus für die geforderte Ortsumgehung, versicherte der Sprecher.

Da Edis nun aber erst einmal die geänderten Pläne eingereicht hat, werden die Planunterlagen ein weiteres Mal öffentlich ausgelegt. In der Potsdamer Stadtverwaltung sind sie in der Zeit vom 10. Juli bis zum 9. August einzusehen. Einwendungen können bis zum 23. August eingereicht werden. Holger Catenhusen

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