zum Hauptinhalt
Der Alte Markt wurde zwischen FH und Obelisk zum "Außenwohnzimmer" gestaltet.

© S. Gabsch

Streit um Potsdamer Mitte: Neues Bündnis "Stadtmitte für alle" will weiterkämpfen

Der Abriss der Fachhochschule startet noch in diesem Jahr. Das neue Bündnis "Stadtmitte für alle" protestiert dagegen. Und es gibt noch weitere Pläne.

Stand:

Potsdam - Innerhalb der nächsten beiden Wochen soll die Ausschreibung für das Grundstück beginnen, auf dem jetzt noch die Fachhochschule (FH) steht. Der Abriss des Hauses soll spätestens Ende des Jahres beginnen. Das sagte Bert Nicke, der Chef des kommunalen Sanierungsträger für die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte, am Sonntagmittag auf PNN-Nachfrage.

Zeitgleich demonstrierten rund 250 Potsdamer gegen diese Pläne – und gründeten das neue Bündnis „Stadtmitte für alle“. Darin organisiert sind vornehmlich linksgerichtete Vereine, die seit Jahren die Entwicklung in der Mitte kritisieren (PNN berichteten) – etwa die Bürgerinitiative gegen die Garnisonkirche oder die Initiative Potsdamer Mitte neu denken, die rund 15 000 Unterschriften für den Erhalt von DDR-Bauten im Zentrum sammelte. Einer der Sprecher des neuen Bündnisses ist der Schauspieler und Sänger der Potsdamer Band Hasenscheisse, Christian Näthe. Ihm verlaufe die Stadtentwicklung zu einseitig, sagte er vor Journalisten. Das neue Bündnis sei nötig, um die Proteste gegen die Mitte-Politik zu koordinieren, sagte auch Carsten Linke von der Wählergruppe Die Andere – und meinte neben dem FH-Abriss auch den für den Herbst vorgesehenen Baubeginn für den Turm der Garnisonkirche. Konkrete Protestaktionen zu diesen Terminen stünden aber noch nicht fest. In der Mitte werde öffentliches Eigentum zugunsten privater Interessen vernichtet, heißt es im Gründungsaufruf des Bündnisses.

Kampf für Erhalt des Künstler-Rechenzentrums

Kämpfen will der neue Zusammenschluss für den langfristigen Erhalt des derzeit als Künstlerrefugium genutzten Rechenzentrums. Nach derzeitigem Stand müsste es abgerissen werden, sollte die Stiftung Garnisonkirche auf einem Kirchenschiff für den Turm bestehen. Gerade das Rechenzentrum mit seiner vielfältigen Kultur sei ein Teil der Stadt, den er schmerzlich vermissen würde, sollte er weichen müssen, machte Näthe deutlich. Im Bündnisaufruf heißt es: „Der geplante Stadtumbau vernichtet Chancen für inklusive Bildung, Teilhabe und gesellschaftliches Miteinander.“ Auch an der schwierigen Standortsuche für eine neue Schule in Babelsberg zeige sich, dass die Stadt durch frühere Grundstückverkäufe ihre Handlungsfähigkeit einschränke, sagte Linke.

Für die Aktion auf dem Alten Markt wurde der Platz zwischen FH und Obelisk als „Außenwohnzimmer“ gestaltet – mit Sofas, Stühlen und Büfett. Lob kam von Linke-Kreischef Sascha Krämer: „Die Aktion hat gezeigt, die Mitte lässt sich nur gemeinsam mit der Stadtgesellschaft entwickeln.“ Auch Gabriele Herzel, die Vorsitzende des Stadtverbandes der Volkssolidarität, unterstützte die Aktion – unter anderem wolle sie für den Erhalt des Staudenhofs eintreten. Bis 2022 hat der DDR-Wohnblock Bestandsschutz. Vorher will die Bauverwaltung untersuchen, ob ein Abriss und eine Neubebauung gemäß Leitbautenkonzept wirtschaftlich und wohnungspolitisch sinnvoller als eine Sanierung ist. Näthe wiederum sagte, auch die FH hätte aus seiner Sicht ein „wunderbares Kunst- und Kulturzentrum“ sein können. Doch die Sanierung hätte die Stadt mehr als 30 Millionen gekostet. So sollen nun Investoren nach dem FH-Abriss zwei neue Wohn- und Geschäftskarrees errichten, ein Drittel der Wohnfläche ist für Sozialwohnungen reserviert. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })