Landeshauptstadt: Neues Denken und neue Strukturen Politik und Wirtschaft fordern Reformen
Politiker und Wirtschaftsverbände pochen weiter auf grundsätzliche Reformen im deutschen Bildungssystem. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil plädierte am Samstag unter anderem für mehr Sozialarbeiter an Schulen und für eine Abschaffung der Hauptschule.
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Politiker und Wirtschaftsverbände pochen weiter auf grundsätzliche Reformen im deutschen Bildungssystem. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil plädierte am Samstag unter anderem für mehr Sozialarbeiter an Schulen und für eine Abschaffung der Hauptschule. FDP-Bildungsexperte Patrick Meinhardt forderte dagegen eine Aufwertung des Hauptschulabschlusses. Arbeitgeberverbände verlangten besseren Unterricht und eine stärkere individuelle Förderung. SPD-Chef Franz Müntefering warnte vor „sozialer Separation“ an deutschen Schulen. Die SPD-Bewerberin um das Amt des Bundespräsidenten, Gesine Schwan, mahnte, die Gesellschaft müsse in der Bildung grundlegend umdenken.
Bund und Länder müssen nach Auffassung von Heil schulbegleitende Sozialarbeit gemeinsam finanzieren. Ebenso solle der Bund die Länder auch künftig beim Ganztagsschulprogramm unterstützen. Heil plädierte für einen „nationalen Bildungspakt, in dem sich Bund, Länder und Kommunen auf verbindliche Schritte verpflichten“.
Heil erneuerte die Forderung der SPD nach kostenloser Bildung vom Kindergarten bis zum Erststudium. Der flächendeckende Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz müsse genauso umgesetzt werden wie die Wiederbelebung des Schüler-BAFöGs. Die Hauptschule sieht er am Ende. Meinhardt bezeichnete Heils Vorschläge dagegen als „Uraltmethoden“. Die Länder, „die sich untätig zurücklehnen“ dürften „für ihre bildungspolitischen Fehler“ nicht auch noch Geld vom Bund kassieren. Auch ein Aus der Hauptschule sei der falsche Weg. Man müsse endlich aufhören, die Schulform schlechtzureden. Der Hauptschulabschluss müsse qualitativ gestärkt werden, forderte der FDP-Politiker, „Deutschland braucht gute Hauptschüler, nicht nur gute Akademiker.“
Müntefering mahnte, der Anteil von Migrantenkindern steige an einzelnen Schulen stark an, während sich die Kinder aus sozial stärkeren Familien an anderen Schulen konzentrierten. Für Kinder sei es aber wichtig, in einem vielfältigen Umfeld aufzuwachsen.
Aus der Wirtschaft kam vor allem Kritik an den Leistungsunterschieden zwischen den Bundesländern. Es sei den Unternehmen nicht länger zuzumuten, dass Schüler in einigen Bundesländern bis zu zwei Lernjahre zurücklägen, sagte der Vizepräsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Gerhard Braun. Schlecht ausgebildeter Nachwuchs bedeute für Firmen einen erheblichen Standortnachteil.
Braun forderte in der Bildung einen stärkeren Wettbewerb zwischen den Bundesländern. Neben Qualitätsverbesserungen im Unterricht und mehr Einzelförderung verlangte er auch einen Ausbau der Ganztagsschulen.
Schwan forderte dagegen ein gesellschaftliches Umdenken. Als Vorbild sehe sie erfolgreiche Bildungssysteme etwa in Skandinavien. Dort sei der Grundgedanke der, dass die Menschen im Prinzip gleich sind. Bildung dürfe nicht allein auf die Wirtschaft oder auf Karrieredenken ausgerichtet sein. „Sie ist vielmehr ein Teil der Persönlichkeitsentwicklung“, sagte Schwan. Christiane Jacke
Christiane Jacke
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