
© Manfred Thomas
Von Jan Brunzlow: Neues Konzept für Mauer-Orte
Potsdam will ehemaligen Grenzverlauf besser darstellen / Erarbeitung ab Oktober
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Der Potsdamer Mauerverlauf soll künftig deutlicher im Stadtbild kenntlich gemacht werden als bisher. Ein entsprechendes Konzept dafür soll ab Oktober erarbeitet werden, kündigte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Freitag an. Zum 50. Jahrestag des Mauerbaus sollen erste Ergebnisse zu sehen sein, so Jakobs bei einer Veranstaltung zum Gedenken an den Mauerbau vor 49 Jahren.
An dem Konzept sollen Wissenschaftler des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF), weitere Experten und Hobby-Historiker mitarbeiten. Es gebe sehr viel in der Stadt, das an die Zeit der deutschen Trennung und die Mauer erinnere, so Jakobs. Diese Orte seien im Stadtbild jedoch zu wenig präsent. Es soll laut Jakobs an den Orten nachvollziehbar gemacht werden, was damals dort passiert ist. Eine entsprechende Aufarbeitung haben die Wissenschaftler des Lehrstuhls für Denkmalpflege an der Universität Cottbus in diesem Jahr veröffentlicht. Das ZZF hat in einem Projekt zu den Opfern der Mauer geforscht und seine Ergebnisse im Internet präsentiert. Mehr als ein Dutzend Menschen sind auch auf Potsdamer Territorium beim Versuch, dem DDR-Regime zu entfliehen, erschossen worden oder tödlich verunglückt.
Laut Jakobs soll die einzusetzende Kommission nun klären, in welcher Art und Weise künftig auf die neueste deutsche Geschichte aufmerksam gemacht werde. Sei es eine Linie, die den Mauerverlauf kennzeichnet oder neue Hinweistafel – dies müssten die Mitglieder der Kommission erarbeiten und vorschlagen. Ziel sei, „das Gedenken an die Mauer und deren Opfer nicht auf einen Tag im Jahr zu reduzieren“, so Jakobs.
Barbara Richstein, Oberbürgermeisterkandidatin der CDU, regte beim gestrigen Gedenken an, dass das Potsdam-Museum sich in einem speziellen Ausstellungsteil der Geschichte der Stadt in der DDR widmen solle. Dargestellt werden solle die DDR „in all ihren Facetten, ob Diktatur oder Lebenskultur“, so Richstein. Leid und Elend dieser Zeit dürften nicht vergessen werden. Die CDU gedachte gestern Abend an der Glienicker Brücke des Mauerbaus und dessen Opfern.
Auch Manfred Kruczek vom Verein „Forum zur kritischen Aufarbeitung der DDR-Geschichte im Land Brandenburg“ sagte, er befürworte den Erhalt der 15 Gedenkstelen im Potsdamer Stadtgebiet. Seit Juli vergangenen Jahres steht die Schau „Spurensuche: Ost. Revolution in Potsdam“, die vom „Erinnerungslabor“ erarbeitet worden ist. Plan war, diese Stelen im Herbst wieder abzubauen. Kruczek selbst und der Verein hatten sich in den vergangenen Jahren um der Erhalt der letzten originalen Mauerstücke am Griebnitzsee bemüht – seit gut einem Jahr stehen die wenigen Stücke unter Denkmalschutz und sind von der Stadt zu einem authentischen Ort erweitert worden. Zudem erinnern ein Kreuz und eine Tafel an die Maueropfer in der Region.
Beim gestrigen Gedenken erklärte Silvana Hilliger vom Büro der Diktaturbeauftragten Brandenburgs Ulrike Poppe: „Die Mauer war das sichtbarste Repressionselement der DDR-Diktatur.“ Immerhin 112 Kilometer Mauer verliefen durch den Bezirk Potsdam, täglich hatten 2300 Grenzer die Anlagen für die DDR abgesichert. Im Büro der Diktaturbeauftragten seien inzwischen 400 DDR-Opfer auf der Suche nach Hilfe und Rehabilitation in die Bürgerberatung in der Potsdamer Innenstadt gekommen.
Beim Gedenken des Forums, der CDU als auch beim 2. Mauer-Verlauf der Fördergesellschaft Lindenstraße 54 lobten Redner den neuen Kurs von Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD), früher mit der Wissensvermittlung über die DDR in den Schulen zu beginnen und den Besuch eines Gedenkortes verpflichtend einzuführen. Buh-Rufe gab es an der Glienicker Brücke für Hans-Jürgen Scharfenberg, Oberbürgermeisterkandidat der Linken. Scharfenberg, der IM der Staatssicherheit gewesen ist, war im Wahljahr anders als in anderen Jahren zum Gedenken an die Opfer des Mauerbaus gekommen.
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