Links und rechts der Langen Brücke: Neues vom Zauberberg
Steffi Pyanoe fragt sich, was jetzt aus dem Heldbockkäfer werden soll
Stand:
In der Vorliebe des Heldbockkäfers für den Brauhausberg folgt dieser streng genommen nur einem Raster, das schon lange existiert: Er hat sich konsequent auf dem Zauberberg für geschützte Arten angesiedelt, gleich neben Minsk und alter Schwimmhalle, zwei einstigen DDR-Prachtbauten. Mancher kann sie einfach nicht vergessen, die wohlige Wärme von Saunagängen mit der Hausgemeinschaft, in deren Abgang man sich die kulturelle Vielfalt des Ostblocks bei Soljanka und Schaschlik schmecken ließ, bitte warten, Sie werden platziert.
Karl, der Käfer, hat nicht gewartet, er hat sich einfach eingeschlichen, oder war immer schon da, wer kann das jetzt mit Sicherheit sagen. Der Grenzverletzer hat sich einen Dreck um die mühsam errungene Entscheidung zum Badstandort gekümmert, und wer weiß, vielleicht feiern im Bunker unter dem Minsk schon längst irgendwelche doppeltgetigerten Schlitzohrfledermauspopulationen wilde Ostzonenpartys.
Wenn das kein Job für unsere Spezialisten ist: Wozu gibt es Migrations- und Inklusionsbeauftragte, Tierschützer, Schwimmbadinletzterminuteretter?
Der Heldbockkäfer kann, wenn er denn will, bis zu vier Kilometer weit fliegen. Mit etwas Rückenwind würde er es also in den Volkspark oder in die Käferkurve an der Nedlitzer Straße schaffen. Das liefe unter Familienzusammenführung, Auslieferung oder Abschiebung, je nachdem. Wer dann noch übrig ist, zieht, in Ermangelung eines Tierheim, ins neue Insektenhotel „Mercure“, das muss eh demnächst abgewickelt werden. Wahlweise können die Tiere auch an Bürgerinitiativen und Aktivisten vermietet werden, zum Beispiel als Kombipack „Sack Eichenholz plus Minikäferpopulation plus wahlweise ein Pirat oder Grüner“ für Anti-Fluglärm-Demos beispielsweise. Anonyme Käfer-Streu-Aktionen wären auch denkbar, dafür gibt es vielleicht noch Fördergeld vom Europäischen Spezialfond, falls man damit Bürgerarbeitsplätze schafft.
Sollte die Population überhandnehmen, bietet sich die Proteinbombe immer noch als exotischer Gourmet-Knabberspaß für die Schwimmbad-Kantine an.
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