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Leinen los. Acht Schiffe fuhren am Sonntagnachmittag an Hunderten Schaulustigen des gut besuchten Hafenfestes vorbei. Ein neues Wassertaxi für die Flotte soll es auch bald geben. Wann und wo es einen Neubau gibt, ist hingegen noch umstritten.

©  Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Neues Wassertaxi und alte Bausorgen

Zum Hafenfest der Weissen Flotte kamen Tausende Besucher. In diesem Jahr peilt sie einen Passagierrekord an. Dabei helfen soll ein neues Schiff

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Der Potsdamer Touristenboom scheint ungebrochen und die Weisse Flotte Potsdam ist mit dabei: Weit über 250 000 Gäste schipperte sie im vergangenen Jahr über die Havel. Schlösserrundfahrten, Blues-, Party- und Tagesfahrten gehören zu ihren Angeboten. „Wir sind im vergangenen Jahr kurz vor einer Gästezahl von 300 000 gewesen“, sagte Christine Hamann. Die junge Frau, verantwortlich für Marketing, moderierte am Sonntag das Bühnenprogramm zum Hafenfest. „Dieses Jahr knacken wir die Rekord-Marke“, äußerte sie optimistisch, wenngleich der Start wegen des langen Winters eher verhalten ausfiel. An Schiffen sei ein weiteres Wassertaxi in Sicht. Dieses befinde sich derzeit noch im Bau und lande im Juni in Potsdam an. Maximal 120 Menschen könne es befördern.

Mit einem Hafenfest und der traditionellen Flottenparade, die zum 55. Mal stattfand, startete das Fahrgastunternehmen offiziell in die Saison. Acht Schiffe fuhren am Sonntagnachmittag an Hunderten Schaulustigen des gut besuchten Hafenfestes vorbei. Ganz vorn die 2010 in Dresden gebaute „Sanssouci“, das neue „Flaggschiff“ der Flotte. Das über 72 Meter lange Schiff mit zwei 337-PS-Motoren kann maximal 600 Personen transportieren. Im rot bestuhlen Salon finden 334 Gäste bequem Platz.

Der Veteran ist das 105 Jahre alte Dampfschiff „Gustav“, auf dem maximal 55 Nostalgiker auf überdachten Plätzen das Stampfen der Dampfmaschine bei mäßiger Fahrt erleben können. Das mächtige Schiffssignal ist bei entsprechender Windrichtung sogar auf den Terrassen vom Schloss Sanssouci zu hören. Wer es moderner liebt, wird eine Ausflugsfahrt mit der klimatisierten „Belvedere“, Baujahr 2005/06, vorziehen. Alle drei Schiffe waren am Sonntag reichlich frequentiert; bereits eine halbe Stunde vor Abfahrt standen die Gäste mit Tickets in der Hand Schlange.

Das Hafenfest ließ kaum Wünsche an ein Familienfest offen. Es gab den Spider-Flug und andere Karussells für Kinder, das Bier floss reichlich und vom Schweinenackensteak bis zum Potsdamer Knobler-Brot war für jeden Hungrigen etwas dabei. „Einmal die Ferne sehen“ wollte der Shanty-Chor der Wasserschutzpolizei und bot wie immer ein reiches Lied-Repertoire. Vor der Flottenparade zeigten die Sportler von Magix Wakeboarding an der Templiner Straße, was sie mit ihren Surfbrettern und dem über 300 PS starken Epic-Boot leisten können. Nicht jeder Sprung über die künstlich erzeugten hohen Wellen gelang sofort und der Sportler flog im kühnen Bogen ins Havelbecken.

Eigentlich wollte das Flottenunternehmen in diesem Frühjahr schon mit dem Bau seines neuen dringend benötigten Hafengebäudes beginnen. Flottenchef Jörg Winkler, Architekt Karl-Heinz Winkens und Baubeigeordneter Matthias Klipp präsentierten im November überraschend ihre Neubaupläne. Zwischen Bahndamm und Neptunbassin sowie am Havelufer soll ein L-förmiger Baukörper mit Restaurant, Verwaltung, Catering und Lager entstehen. Kosten: vier Millionen Euro. Trotz heftiger Kritik von vielen Seiten gaben die Stadtverordneten im Januar 2013 grünes Licht. Doch die Kritiker lassen nicht locker.

Zudem beschloss der Hauptausschuss, die Entscheidung über den Pachtvertrag für die Flotte, Voraussetzung für den Bauantrag, zu vertagen. Grund sei ein urheberrechtlicher Streit mit den Architekten, welche den „Neuen Lustgarten“ zur Bundesgartenschau 2001 gestaltet hatten. Marketing-Chefin Hamann wollte sich über den neuesten Stand am Sonntag nicht äußern: „Kein Kommentar, ich weiß nichts und sage nichts.“ Weniger zurückhaltend waren viele Besucher des Hafenfestes. Die meisten äußerten bei einer Blitzbefragung, es sei schwer vorstellbar, dass der freie Blick vom Lustgarten über das Neptunbecken zur Havel verstellt werde. G.S.

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