Landeshauptstadt: Neues Zentrum für jüdische Studien geplant Jährlich eine Million Euro Unterstützung vom Bund
Es soll die deutschlandweit wichtigste Adresse für Forschung zum Judentum werden: Die Universität Potsdam plant gemeinsam mit der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), der Freien Universität Berlin (FU), der Technischen Universität Berlin (TU) sowie unter anderem dem Potsdamer Moses-Mendelssohn-Zentrum für Europäisch-Jüdische Studien (MMZ) und dem Abraham-Geiger-Kolleg die Einrichtung eines „Berlin-Brandenburgischen Zentrums für Jüdische Studien“. Ziel sei die Verklammerung aller wissenschaftlich mit dem Judentum befassten Einrichtungen in der Region, erklärte Thomas Grünewald, der amtierende Präsident der Uni Potsdam, am Montag vor Pressevertretern.
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Es soll die deutschlandweit wichtigste Adresse für Forschung zum Judentum werden: Die Universität Potsdam plant gemeinsam mit der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), der Freien Universität Berlin (FU), der Technischen Universität Berlin (TU) sowie unter anderem dem Potsdamer Moses-Mendelssohn-Zentrum für Europäisch-Jüdische Studien (MMZ) und dem Abraham-Geiger-Kolleg die Einrichtung eines „Berlin-Brandenburgischen Zentrums für Jüdische Studien“. Ziel sei die Verklammerung aller wissenschaftlich mit dem Judentum befassten Einrichtungen in der Region, erklärte Thomas Grünewald, der amtierende Präsident der Uni Potsdam, am Montag vor Pressevertretern.
Es gebe auch positive Signale vom Bundesforschungsministerium für die Finanzierung des Projektes. Grünewald rechnet mit einer Unterstützung in Höhe von einer Million Euro pro Jahr für die nächsten fünf bis sieben Jahre. Spätestens 2012 werde das neue Zentrum seine Arbeit aufnehmen. Träger sind die beteiligten Universitäten, die federführende Sprecherrolle soll zwischen der Uni Potsdam, der HU und der FU rotieren.
Das neue Zentrum soll – analog einem Graduiertenkolleg – den wissenschaftlichen Nachwuchs zusammenbringen: „Wir wollen die nächste Generation von Wissenschaftlern für das Judentum ausbilden“, so Grünewald. Dafür würden zwölf Promotionsstipendien eingerichtet, die international ausgeschrieben werden. Außerdem soll es an jeder der beteiligten Unis eine Juniorprofessur geben, zusätzlich seien zwei Fellowships, also kurzzeitige Gastprofessuren, geplant.
Inhaltlich werde sich das neue Zentrum drei Themenschwerpunkten widmen, so Grünewald: Neben der Geschichte der wissenschaftlichen Auseinendersetzung mit dem Judentum soll es um die vergleichende Betrachtung mit dem Christentum und dem Islam gehen. Dritter Schwerpunkt ist die Erinnerungskultur an den Holocaust.
Im Rahmen des geplanten Zentrums soll auch die Zusammenarbeit der Uni Potsdam mit dem Abraham-Geiger-Kolleg bei der Rabbiner-Ausbildung verstärkt werden, erklärte Grünewald. Bei den Verhandlungen zum erneuerten Kooperationsvertrag zwischen Uni und Geiger-Kolleg liege mittlerweile ein Entwurf vor. Vorgesehen ist etwa die Einrichtung von zwei gemeinsam berufenen Professuren. Sie sollen, wie zwei weitere Uni-Professuren für Jüdische Studien, in Zukunft „konfessionsgebunden“ – also von Juden – besetzt werden. Dafür sei jedoch noch eine Änderung im brandenburgischen Landeshochschulgesetz nötig. Eine dritte gemeinsam berufene Professur mit dem Schwerpunkt Jüdische Musik soll an der Franz-Liszt-Hochschule in Weimar eingerichtet werden. Ein abgestimmter Entwurf für den Kooperationsvertrag soll Ende September 2011 unterzeichnet werden. Nach Durchlaufen aller nötigen Gremien könnte er im November in Kraft treten.
Das Abraham-Geiger-Kolleg war 2000 in Potsdam gegründet worden, im Jahr 2006 wurden hier erstmals nach der Schoa in Deutschland wieder liberale Rabbiner ordiniert. Den Studiengang „Jüdische Studien“ an der Universität Potsdam gibt es bereits seit 1994. 2007 wurde ein eigenes Institut für das Fach eingerichtet, aktuell gibt es dort fünf Professuren und eine außerplanmäßige Professur. Nach Uni-Angaben waren im vergangenen Semester 277 Studierende für das Fach eingeschrieben, die Bewerberzahl liege bei etwa dem Doppelten der vorhandenen Plätze. Jana Haase
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