
© A. Klaer
ZeM in Potsdam: Neues Zentrum für Medienwissenschaften
Marie-Luise Angerer wird Direktorin des neuen Zentrums für Medienwissenschaften. Der Medienstandort soll bekannter werden.
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Potsdam - Graue Wände, notdürftige Hinweisschilder auf weißem Papier und Graffiti auf den Fensterfronten: Den Charme einer renommierten Wissenschaftseinrichtung können die Räume des neu gegründeten Brandenburgischen Zentrums für Medienwissenschaften (ZeM) noch nicht versprühen.
Seit mehr als einem Jahr ist der Verband in der alten Fachhochschule neben dem Landtagsschloss untergebracht. Das ZeM ist ein Zusammenschluss von Brandenburger Hochschulen, der als Plattform für gebündelte Medienwissenschaften fungieren will. Ziel ist es, durch die Vernetzung innerhalb des Faches die Sichtbarkeit von medienwissenschaftlichen Forschungsschwerpunkten zu erhöhen und das Land Brandenburg als Medien- und Wissenschaftsstandort bekannter zu machen.
Mit der Unterzeichnung der Satzung zu Beginn dieses Jahres wurde das ZeM offiziell gegründet. Dazu gab es gestern eine Eröffnungsfeier, zu der zahlreiche Vertreter der beteiligten Universitäten und der Stadt Potsdam erschienen. „Wir feiern heute das Ende der Gründungsphase und den Beginn des Normalbetriebs“, sagte Marie-Luise Angerer in Anspielung darauf, dass die Feier viel später als der Beginn der Zusammenarbeit stattfand. Die Professorin für Medienwissenschaft und Medientheorie an der Universität Potsdam wird die Funktion der geschäftsführenden Direktorin des ZeM übernehmen.
Bei der Feier wurden die Mitglieder der Gremien wie Kuratorium und Beirat vorgestellt. Den Vorsitz des Kuratoriums wird Filmhochschul-Direktorin Susanne Stürmer übernehmen. „Für das Land Brandenburg ist das ZeM eine Art Neuland. Ich wünsche mir, dass es ein Vorbild sein wird“, sagte sie. Im Kuratorium sind Mitglieder der sieben beteiligten brandenburgischen Hochschulen sowie ein Sprecher des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur vertreten. Außerdem wird ein Beirat das ZeM begleiten. Stellvertretend für diesen sprach Ruth Sonderegger von der Uni Amsterdam. „Bei uns im Beirat ist sofort eine spannende Diskussion gestartet. Wir haben Ideen für zehn bis 15 Jahre und hoffen, dass wir diesen Enthusiasmus als Beirat weitertragen können“, sagte die Dozentin für Philosophie.
In diesem Jahr hat das ZeM mit der Ausrichtung der NECS-Konferenz in Potsdam bereits ein erstes größeres Projekt verwirklicht. NECS steht für „European Network for Cinema and Media Studies“ und ist eine europäische Fachorganisation für Film- und Medienwissenschaften. Daneben wurden Gastvorträge und Workshops organisiert.
Wie Direktorin Angerer sagte, sind schon zahlreiche weitere Projekte des ZeM in Planung. So sollen Residenzangebote für Gastwissenschaftler organisiert werden, außerdem werde überlegt, eine Publikationsreihe zu initiieren. Und der Verband wird sich um mehr Mitglieder bemühen.
Seit dem Beginn des Sommersemesters haben zudem vier Stipendiaten sowie zwei Postdoktoranden ihre Forschungsarbeit begonnen. Eine von ihnen ist Tatiana Astafeva. Die 27 Jahre alte Doktorandin aus Moskau forscht zum Thema „Ostalgie in deutschen Filmen in der Nachwendezeit“. „Ich untersuche, wie man Filme in der Geschichtsforschung nutzen kann“, sagte die Neu-Potsdamerin, die erst im April für das Stipendium nach Potsdam-West gezogen ist. Zuvor hatte sie in Russland an ihrer Masterarbeit zu einem ähnlichen Thema geschrieben. Gemeinsam mit den anderen Stipendiaten nimmt die junge Frau nun wöchentlich an Kolloquien, Workshops oder Fachvorträgen teil. Drei Jahre lang wird ihr Forschungsvorhaben vom ZeM finanziell gefördert.
Im Anschluss an die Feier gab ein großes Buffet. An der Tristesse in den Räumen störte sich die Stipendiatin nicht: „Ich war schon in Köln, Düsseldorf, Magdeburg, Leipzig, Hamburg – aber hier ist es ist am schönsten. Potsdam ist wie ein Museum.“ Anne-Kathrin Fischer
Anne-Kathrin Fischer
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