
© Erik Wenk
Landeshauptstadt: Neuigkeiten nur noch im Netz
Die Studierenden-Zeitschrift SpeakUP feiert fünfjähriges Bestehen und verabschiedet sich vom Papier
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Erstsemester-Chrashkurse, Studenten-Doping, Kneipen-Tests, neue Bafög-Regelungen, Tipps gegen Aufschieberitis – seit 2010 berichtet die Studierenden-Zeitschrift „SpeakUP“ über den Potsdamer Campus. An allen Uni-Standorten stehen die Aufsteller, die mit der aktuellsten Ausgabe gefüllt sind – nun zum letzten Mal, denn nach fünf Jahren und insgesamt 20 Heften verabschiedet sich das Magazin vom bedruckten Papier.
Erscheinen wird die Zeitschrift natürlich weiterhin – rein digital: Auf ihrer umfangreichen Webseite hatte die SpeakUP bereits in den Jahren zuvor alle Print-Artikel auch online veröffentlicht. Während das gedruckte Magazin quartalsweise erschienen war, wird es nun online wöchentlich neue Artikel geben. Dadurch könne man schneller auf aktuelle Themen reagieren, sagt Redakteur Christoph Freytag: „Die Redaktion hat sich einstimmig zu diesem Schritt entschlossen, unter anderem auch, um Druckkosten zu sparen“, erläutert der 32-jährige Informatik-Student.
Die Kosten beliefen sich für die letzte Ausgabe mit einer Auflage von 6 000 Stück bereits auf 2200 Euro. Für die rein ehrenamtliche Redaktion aus rund einem Dutzend Studentinnen und Studenten nicht nur eine finanzielle Belastung, sondern auch eine ökologische, betont Chefredakteur Denis Newiak. Immerhin habe man in den letzten fünf Jahren fast vier Tonnen Papier und 150 000 Heftklammern verbraucht.
Dennoch ist es ein gewagter Schritt, denn ohne das Print-Heft, das sich jeder an der Uni einfach mitnehmen konnte, ist die SpeakUP nicht mehr im gleichen Maße am Campus präsent. Andererseits hat die Zeitschrift auf Facebook knapp 1000 „Gefällt mir“-Angaben und verfügt mit regelmäßigen Live-Sendungen und Podcasts zusammen mit dem Campusradio funkUP über einen weiteren Verbreitungskanal. Auch im Fahrgast-TV der Potsdamer Busse und Trams ist SpeakUP mit seinen „Studi-News“ vertreten.
Um den Übergang von Print auf Digital etwas weicher zu gestalten, soll zudem in Kürze noch ein kleineres Heft erscheinen, in dem die Online-Artikel nur angerissen sind und per Smartphone und QR-Code aufgerufen werden können. Newiak kündigt bereits einige neue Artikel an, etwa ein Porträt über einen der ältesten Studenten der Uni Potsdam, der sich bereits im Rentenalter befindet. Fortgesetzt wird auch die Reihe um kuriose Studenten-Jobs, demnächst mit einem Bericht aus einer Samenbank: „Man kann da im Monat bis zu 315 Euro verdienen“, sagt Christoph Freytag. „Der Artikel wird sich aber auch mit den kritischen Aspekten des Ganzen befassen: Wann können die Spenderkinder erfahren, wer ihr Vater ist? Worauf lässt man sich da ein? Und wie wird das Risiko von Inzest vermieden, wenn es zu viele Spenden von einer Person gibt?“
Wichtig ist der Redaktion nach wie vor ein klarer Bezug zum Potsdamer Campusgeschehen – man wolle nicht auf den Berlin-Hype aufspringen, sagt Newiak: „Es lebt ja schließlich nicht jeder in Berlin – auch wenn manchmal so getan wird.“ Damit bewahrt sich die SpeakUP Eigenständigkeit gegenüber dem anderen großen Campus-Magazin – der stärker überregional und feuilletonistisch ausgerichteten „Zur Quelle“. „Beides hat seine Existenzberechtigung. ’Zur Quelle’ hat eine Zielgruppe, die nicht unmittelbar unsere ist“, sagt Newiak diplomatisch.
Regelmäßig stoßen neue Mitarbeiter zur SpeakUP, so die Kulturwissenschafts-Studentin Marie-Ann Koch, die seit dem Wintersemester dabei ist: „Ich bin über ein Seminar über publizistisches Arbeiten auf die SpeakUP gekommen“, sagt sie. Die kreative Arbeit habe ihr Spaß gemacht. Demnächst erscheint von ihr ein Artikel über die Bedeutung des studentischen Ehrenamts an der Uni.
Für Freytag, der fast von Beginn an dabei ist, ist die Arbeit bei der SpeakUP eine große Bereicherung gewesen: „Ich habe journalistisch sehr viel mitnehmen können, habe viele Kontakte geknüpft und auch Freundschaften sind dabei entstanden. Man wird geschärft, um später professionell für die Presse zu arbeiten.“
Im Laufe der letzten fünf Jahre seien die Redakteure sehr mit ihren Aufgaben gewachsen, resümiert auch Newiak: „Als wir 2010 anfingen und ein Interview mit der damaligen Bildungsministerin Martina Münch machen wollten, hieß es noch von der Pressestelle: „Wir reden nicht mit Studenten-Zeitschriften!“ Heute ist das kein Thema mehr. Aktuell steht ein langes Interview mit der jetzigen Ministerin Sabine Kunst auf der Webseite der SpeakUP.
nbsp;Erik Wenk
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