Landeshauptstadt: Neun Monate Haft für Dieseldiebe
Polizist beobachtete verdächtiges Treiben vom Fenster aus
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Polizist beobachtete verdächtiges Treiben vom Fenster aus Von Gabriele Hohenstein Erst glaubte Matthias M. (53), der Lkw auf dem Parkplatz in der Waldstadt würde rechtmäßig beladen. Dann kamen dem Polizisten, der seinen Feierabend genoss, Bedenken. Gar zu eifrig wuselten zwei Personen mit weißen Behältern um das Gefährt herum. Trotz Dunkelheit und relativ großer Entfernung beobachtete der Beamte aus seinem Fenster im 14. Stock das nächtliche Treiben. Weil die Männer dann in ihren Autos ohne Licht davonfuhren, einige Meter weiter parkten, informierte er die Kollegen. Als der erste Streifenwagen am Ort eintraf, war das Duo zu Fuß verschwunden, konnte aber später gestellt werden. Ja, von der Statur her könnten die Herren auf der Anklagebank mit den Verdächtigen jenes 16. Dezember 2002 identisch sein, meint der Zeuge. Dennis F. (25) und Nico G. (24) schweigen eisern zu dem Vorwurf der Staatsantwaltschaft, in besagter Nacht aus einem in der Nähe des Famila-Einkaufszentrums abgestellten Lkw etwa 80 Liter Diesel abgepumpt zu haben. Zwar ist der Wert des entwendeten Kraftstoffs mit rund 70 Euro nicht allzu hoch. Doch beide sind erheblich vorbestraft, standen zum Zeitpunkt der vermeintlichen Tat unter Bewährung. Besonders erschwerend: Erst einen Monat zuvor wurde Dennis F. vom Schöffengericht wegen Betruges zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten, ausgesetzt zu dreijähriger Bewährung, verurteilt. Der Polizeibeamte Ronny H. (26) – zum Tatort gerufen – sollte den Mercedes des vermutlichen Kraftstoffdiebes Nico G. observieren. Später schaute er sich in der Gegend um, entdeckte den Fahrzeugeigentümer dabei in einem Waldstück. „Er sagte, er hätte einen Ring verloren. Aber mir fielen seine ölverschmierten Hände auf“, so der Beamte, der auch den Laster in Augenschein nahm. „In dessen unmittelbarer Nähe befanden sich drei bereits gefüllte Kanister, etwas weiter entfernt mehrere leere Behältnisse.“ Ein Kollege habe die Feuerwehr gerufen, da Dieselkraftstoff ausgelaufen war. „Ich hatte die Leitung des Einsatzes, habe die Kräfte koordiniert“, erinnert sich Georg Sch. (46) im Zeugenstand. „Noch in derselben Nacht wurden zwei Personen festgenommen. Es waren die Angeklagten.“ Ferner sei Bekleidung aus dem VW Passat von Dennis F. sichergestellt worden. „Sie roch sehr stark nach Diesel.“ Obwohl die Verteidiger Freispruch fordern, sind Staatsanwalt und Gericht von der Schuld der zwei Potsdamer überzeugt. Das Urteil: Neun Monate Freiheitsstrafe, natürlich ohne Bewährung, wegen Diebstahls im besonders schweren Fall.
Gabriele Hohenstein
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