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Villa Schlieffen: Neustart am Pfingstberg?
Potsdams Stadtpolitik erteilt Plänen von Springer-Vorstand Mathias Döpfner eine Absage – und will den Park samt Villa selbst sanieren. Der Investor schweigt dazu. Viele Fragen sind offen.
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Nauener Vorstadt - Mathias Döpfner schweigt. Am Tag, nach dem der Hauptausschuss seine Pläne zur Sanierung des maroden Denkmals Villa Schlieffen und des verwilderten Welterbeparks an der Großen Weinmeisterstraße politisch beerdigt hat, lässt der Springer-Vorstand auf PNN-Anfrage ausrichten: „Herr Dr. Döpfner wird die aktuelle Situation nicht kommentieren.“
Doch zumindest Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) geht davon aus, dass Döpfner die Entscheidung gegen seine bisherigen Pläne nicht akzeptieren wird. „Eine Modifikation hätte zur Folge, dass es vermutlich nicht zur Umsetzung der Pläne kommen wird“, sagte Jakobs am Mittwochabend im Hauptausschuss. Doch davon ließ sich eine klare Mehrheit der Stadtverordneten nicht beeindrucken: Sie wollen dem Wahl-Potsdamer Döpfner nicht zugestehen, etwa 40 Prozent des künftigen Parks privat als zusätzliche Fläche zu nutzen – rund um die von ihm schon bewohnte Villa Henckel.
Notfalls will die Stadt die Sanierung stemmen
Gegen eine dafür aus Sicht der Stadtverwaltung nötige Änderung des Bebauungsplans, der eine zusammenhängende öffentliche Parkfläche vorsieht, sprachen sich am Mittwochabend Vertreter fast aller Fraktionen im Stadtparlament aus. „Ich würde so einer Änderung nicht zustimmen“, sagte etwa SPD-Fraktionsvize Pete Heuer. Ähnlich äußerte sich Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg – er freute sich dafür um so mehr über eine weitere Ankündigung von Jakobs: Notfalls wolle die Stadt die Sanierung des Welterbe-Areals selbst stemmen, sagte der Rathauschef. „Für den Fall, dass das Projekt scheitert, sind wir bereit, die Flächen zu übernehmen.“
In diesem Fall sehe man sich in der Verantwortung, sagte Jakobs weiter. Das habe er gegenüber der für das Welterbe-Areal zuständigen Schlösserstiftung und der Landesregierung bereits deutlich gemacht. Ziel sei weiter, die historische Wegeführung in dem Park herzustellen. Allerdings werde die Sanierung des Areals einen „geringeren denkmalpflegerischen Anspruch“ besitzen als bisher geplant, so Jakobs. Döpfner hatte ursprünglich 1,2 Millionen Euro allein in den Park investieren wollen. In einem ersten Schritt wolle die Stadt das Gelände für etwa 40 000 Euro verkehrssicher machen, damit ein Maschendrahtzaun, der das Areal umspannt, entfernt werden könne. An diesem im September 2014 gezogenen und von Anwohnern heftig kritisierten Maschendrahtzaun hatte sich der Streit um das Projekt entzündet.
Bedingung: öffentliche Nutzung
Jakobs erklärt weiter: „Die Villa Schlieffen würden wir ausschreiben mit der Bedingung einer öffentlichen Nutzung.“ Interessenbekundungen für das Projekt lägen vor. Döpfner wollte die Villa zum Kunsthaus umbauen.
Die Schlösserstiftung, die aus Geldmangel jahrelang erfolglos nach einem Investor für die Villa und den Park gesucht hatte, reagierte sehr zurückhaltend und bremste die Hoffnung, der Zaun könne unter Ägide der Stadt zügig verschwinden. Unter anderem müsse die Stadt vor einer Übertragung des Grundstücks – so wie Döpfner – genaue Sanierungs- und Kostenpläne erarbeiten, sagte Stiftungssprecher Frank Kallensee. Schließlich habe die Stiftung das Welterbe-Areal einst vom Bund mit dem Zweck übertragen bekommen, es als Gartendenkmal wiederherzustellen. „Es gibt noch viele offene Fragen.“ An allen Entscheidungen müsse der Stiftungsrat beteiligt werden, in dem die Länder Brandenburg, Berlin und der Bund sitzen. Generell stelle sich laut Kallensee auch die Frage nach dem Sinn einer Arbeitsgruppe, die über Monate an einem Verwaltungs- und Genehmigungsverfahren gesessen hatte. Beteiligt waren Vertreter der Stiftung, Döpfners und der Bauverwaltung. Zum Ergebnis gehörte – die nun aus Sicht der Verwaltung nicht mehr genehmigungsfähige – Vergrößerung des Privatgeländes von Döpfner, merkte Kallensee an.
Keine Summe genannt
Auch im Hauptausschuss blieben Fragen offen – etwa zur Finanzierung. Jakobs nannte keine Summe. Allerdings könne womöglich der Verkauf der Villa Schlieffen etwas Geld einbringen. Lutz Boede von der Wählergruppe Die Andere sagte, womöglich könne das Projekt auch über bürgerschaftliches Engagement von Anwohnern umgesetzt werden.
Widerworte fand lediglich Wolfhard Kirsch vom Bürgerbündnis. Der Unternehmer warnte vor der Außenwirkung eines Scheiterns, das zudem die Stadtkasse belasten würde. Kirsch empfahl, Döpfner die zusätzlichen Flächen zu überlassen – dabei handele es sich im Wesentlichen um ein nicht begehbares Areal in Hanglage, das für Besucher des Parks auf wiederhergerichteten Wegen erlebbar wäre. Jakobs schlug vor – allerdings erst nachdem sich die Stadtverordneten festgelegt hatten –, man solle sich von der Situation bei einem Termin vor Ort selbst ein Bild machen.
Mit einem Siegerlächeln verließen die Vertreter einer von mittlerweile zwei Anwohnerinitiativen die Sitzung – herzlich verabschiedet von Baudezernent Matthias Klipp (Grüne). Eine Sprecherin hatte zuvor noch einmal ihre Hauptforderung bekräftigt: Der Zaun müsse weg. Zudem werde öffentliches Kulturgut privatisiert, so die Kritik. Diesen Anliegen würde die Stadt nun entsprechen.
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