
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Neustart im September
Das Filmmuseum öffnet erst im Herbst wieder. Dafür mit neuer Technik und zwei Sonderausstellungen
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Innenstadt - Mit zwei neuen Ausstellungen will das Filmmuseum nach der Sanierung im September wieder seine Türen öffnen. Zum einen ist im Obergeschoss des ehemaligen Marstalls in der Breiten Straße eine szenische Schau mit dem Titel „Die Abenteuer des jungen Marco Polo“ geplant, wie die Sprecherin des Hauses, Christine Handke, mitteilte. Außerdem soll es eine Retrospektive zur Geschichte des 3D-Films geben.
Die Marco-Polo-Ausstellung ist vor allem für Kinder und Familien gedacht. Die Besucher werden durch verschiedene Szenen geführt, die in mehreren Räumen aufgebaut werden: ein venezianischer Palast, ein orientalischer Bazar, eine Wüstenlandschaft und eine mongolische Jurte, wie Handke erklärte. Dort soll es mehrere Mitmach-Stationen geben, zum Beispiel können Kinder im Palast mit unsichtbarer Tinte schreiben, sich auf dem Bazar die Karten legen lassen oder an orientalischen Gewürzen schnuppern. Höhepunkt ist eine Animationswerkstatt in der mongolischen Jurte – schließlich ist die Ausstellung an die gleichnamige Zeichentrickserie des Kindersenders Kika angelehnt. Die Planungen für die 3D-Retrospektive sind noch weniger konkret, sagte Handke. Fest steht allerdings schon der Anlass. Denn ab der Wiedereröffnung soll das Kino des Filmmuseums mit neuester 3D-Projektionstechnik ausgestattet sein.
Schon seit März 2013 ist das Filmmuseum wegen der Sanierungsarbeiten, die unter der Federführung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten durchgeführt werden, geschlossen. Vor allem der Brandschutz des 140 Meter langen Gebäudes an der Breiten Straße muss erneuert werden. Dafür wird der Marstall – eines der ältesten Gebäude Potsdams – in fünf sogenannte Brandabschnitte unterteilt, die im Notfall voneinander getrennt werden können: Kinosaal und Ausstellungsraum, Eingangshalle, Westfoyer mit Büros sowie Café. Auch im Kinosaal selbst wird die gesamte Entrauchungsanlage modernisiert, außerdem die Fenster zur Breiten Straße saniert.
Zudem ist aus dem Foyer die charakteristische, deckenhohe Glaswand zum Museum verschwunden und durch eine Mauer ersetzt worden. Auch im Bereich der Dauerausstellung gibt es Veränderungen: Damit sich im Brandfall die Rauchgase nicht ausbreiten, wurde der ovale Deckendurchbruch geschlossen – beides hat bereits zu heftigem Streit zwischen dem einstigen Architekten Georg Kohlmaier und der Schlösserstiftung geführt (PNN berichteten).
Vor allem die Glaswand werde anfangs sicherlich von vielen Potsdamern vermisst, glaubt auch Museumssprecherin Handke. Allerdings versprach sie, dass helle Farben und eine Wandprojektion mit bewegten Bildern die Besucher willkommen heißen würden.
Mit der Gestaltung des Obergeschosses ist auch das Museum nicht ganz zufrieden. Eigentlich hatte es auf einen Raumgewinn durch die Schließung des Ovals gehofft. Doch weil der Denkmalschutz einer Entrauchung durch zusätzliche Öffnungen im Dach eine Absage erteilte, müssen nun die Fenster weiträumig zugänglich sein – und dürfen nicht mit Ausstellungsexponaten verstellt werden.
Nicht nur Debatten um die Gestaltung sind unerfreulich, auch erhebliche Verzögerungen müssen die 14 Mitarbeiter des Museums hinnehmen. Erst sollte das Filmmuseum im Februar 2014 wiedereröffnen, doch dann machten veraltete Rohre der Schlösserstiftung einen Strich durch die Rechnung – der Eröffnungstermin wurde auf Mai verschoben.
Nun sind erneut Probleme aufgetreten: Das Dach über dem Foyer ist weitaus maroder als ursprünglich von der Schlösserstiftung angenommen. Besonders eindrücklich zeigte sich dies, als Sturmtief „Xaver“ über Potsdam wütete und es in das Foyer regnete. Nun muss die Stiftung das Dach nach eigener Aussage nicht nur sanieren, sondern komplett ersetzen, was zu erneuten Verzögerungen führt. Nun wird September als Eröffnungstermin avisiert.
Bis dahin muss nicht nur die Sanierung des Gebäudes abgeschlossen sein, auch die Büros der 14 Mitarbeiter sollen bis dann gestrichen und bezogen, die Welte-Kinoorgel überholt und die Dauerausstellung wieder aufgebaut werden, wie Handke sagt. Während der Bauzeit sind die Exponate im Depot in der Pappelallee untergebracht.
Wenn endlich alles fertig ist, plant das Filmmuseum ein Eröffnungswochenende. Dieses läge dann schon in der Verantwortung der neuen Leitung, die in diesem Frühjahr bestimmt werden soll.
Die im April 2013 frei gewordene Leitungsstelle wird mit einer Professur für Medienwissenschaften an der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) verknüpft – seit 2011 besteht eine Kooperation zwischen den beiden Häusern. Diese Fusion mit Leben zu füllen, wird die nächste Baustelle im Marstall sein. Denn noch, das sagt auch Handke, ist die Integration von Filmmuseum und Hochschule nicht abgeschlossen.
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