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Homepage: Nicht allein gelassen

Die Körber-Stiftung hat das FH-Projekt für Mütter „STEEP“ ausgezeichnet

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Eigentlich, denkt man, das müsste jede Frau einfach so können, es müsste ihr in die Wiege gelegt sein, Kinder zu bekommen und aufzuziehen. Aber ganz so einfach ist es nicht. Muttersein ist nicht leicht, besonders wenn man jung ist und allein erziehend. Dann können sich Frauen schnell überfordert fühlen von ihrer neuen Rolle, sagt Prof. Christiane Ludwig-Körner von der Fachhochschule Potsdam. Und weil es immer mehr jugendliche Mütter gibt, die dann oft auch noch allein dastehen, hat sie mit einem Kollegen der Hochschule für angewandte Wissenschaften aus Hamburg „STEEP“, nach Deutschland geholt. Eine Idee aus den USA, wie man Frauen in einer solchen Lebenssituation unterstützen kann.

Die Idee wurde umgesetzt. Finanziert mit Geldern des Bundesforschungsministeriums ging das Projekt Anfang 2005 in Potsdam und Hamburg an den Start. Nach einem Jahr hat das Projekt seinen ersten großen Erfolg: Nun wurde STEEP beim fünften transatlantischen Ideenwettbewerb „USable“ von der Körber-Stiftung ausgezeichnet. Die Arbeit von STEEP, das für Steps Toward Effective, Enjoyable Parenting – Schritte zu einer effektiven, Spaß machenden Elternschaft – steht, beruht darauf, dass die Interaktion von Mutter und Kind analysiert wird, erklärt die Dozentin für klinische Psychologie und Entwicklungspsychologie. Einmal in der Woche kommt der Berater in die Wohnung, hilft bei Fragen, und dabei, die Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen. Und zwar auch nach dem Prinzip des „Seeing is believing“, sehen ist glauben. Die Mütter werden zu Hause beim Füttern, Wickeln und Spielen gefilmt und schauen sich die Szenen später mit dem Berater auf Video an. Immer wieder werde positives Verhalten gelobt, um es zu verstärken. In jeder Woche gibt es ein Treffen von Müttern mit ihren Kindern. Die Mütter sollen andere Mütter kennen lernen, ein soziales Netzwerk aufbauen.

Zwar kann Ludwig-Körner noch keine abschließenden Ergebnisse präsentieren, die Beratung sei langfristig geplant: Die Mütter sollen bis zum zweiten Geburtstag des Kindes begleitet werden. Aber das Projekt sei gut angelaufen, es gebe schon kleine Erfolge, die Mütter seien sensibler geworden, würden ihre Kinder jetzt manchmal besser verstehen.

Insgesamt 70 Frauen zwischen 18 und 24 Jahren werden von Potsdam und Hamburg aus von den STEEP-Mitarbeitern betreut. Die Mütter kamen auf Anraten ihrer Gynäkologen, aus Mutter- und Kindheimen oder über andere sozialen Einrichtungen zu dem Projekt. In Potsdam, Teltow und Köpenick kümmern sich acht Sozialpädagogen oder Psychologen um 30 kleine Familien, das Projekt ist bei der Eltern-Säuglings-Beratungsstelle der FH Potsdam angesiedelt.

In dem Projekt sollen Kompetenzen vermittelt werden. Wie zum Beispiel reagiert man am besten, wenn ein Kind schreit? Viele Mütter sehen sich dann in einem Zwiespalt: hingehen oder nicht? Verwöhnen oder erziehen? „Dabei verwöhnt man ein Kind nicht, wenn man zu ihm geht, wenn es schreit. Man erfüllt vielmehr seine Bedürfnisse“, erklärt Ludwig-Körner. „Wenn die Mutter nicht auf das Schreien reagiert, macht das Kind die Erfahrung, dass sie nicht verfügbar ist“. Gelinge es aber, feinfühlig mit den Signalen des Babys umzugehen, dann erfahre das Kind, dass es anderen Personen und seinen eigenen Fähigkeiten trauen kann.

Es gibt viel zu wenige langfristige Initiativen in diesem Bereich, sagt Ludwig-Körner. Der Bedarf sei aber groß. „Gerade solche Mütter brauchen eine ständige Beratung, eine verlässliche Bezugsperson, die ihnen unter die Arme greift“, sagt die Psychologin. Und mit STEEP gehe ein Träger auch kein Risiko ein. Die Initiative sei in den USA erforscht, man habe evaluiert, dass sie grundsätzlich funktioniere.

Sicher muss man die Idee in Deutschland etwas variieren, noch herausfinden, welche speziellen Hilfe in welchem Fall sinnvoll sind, sagt die Potsdamer Wissenschaftlerin. Aber das Grundkonzept sei bewährt. Schon in den 80er Jahren hat die Entwicklungspsychologin Martha Erickson dieses Frühinterventions-Programm an der University of Minnesota etabliert. Das Potsdamer und Hamburger-STEEP-Team arbeitet mit den amerikanischen Forschern zusammen. Die Probleme waren zuerst in den USA da, sagt die Dozentin. „Warum soll man nicht von den dort bereits entwickelten Lösungen lernen?“ Marion Hartig

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