zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Nicht anfassen!

Bei den Schülergesundheitstagen im Treffpunkt Freizeit informierten sich Kinder und Jugendliche rund um das Thema Gesundheit An der 20. Auflage der Veranstaltung beteiligten sich 37 Vereine und Einrichtungen

Von Sarah Kugler

Stand:

Für eine Gesundheitsmesse geht es erstaunlich lebhaft zu: Lautes Gewusel herrscht im Treffpunkt Freizeit, gleich mehrere Schulklassen erstürmen das Foyer, rennen die Gänge entlang oder sammeln sich zu kleinen Trauben, um die Stempel-Bildchen auf den ausgegebenen Laufkarten zu vergleichen. Drei Tage lang konnten sich Kita-, Hort- und Schülergruppen bis zum gestrigen Donnerstag bei den Schülergesundheitstagen in Workshops und an Ständen rund um das Thema Gesundheit informieren. Insgesamt 37 Vereine und Einrichtungen beteiligten sich an den Aktionstagen, die dieses Jahr ihr 20. Jubiläum feierten.

Mit dabei war unter anderem der Mädchentreff Zimtzicken, der unter dem Motto „Mein Körper“ über Körpergesundheit, die Veränderungen in der Pubertät und Verhütungsmethoden aufklärte. „Wir haben eine große Aktion rund um das Thema ,Wer darf mich wo anfassen’“, erklärte Huyen Nguyen Thanh, eine Mitarbeiterin des Mädchentreffs. Dazu haben sie ein großes Plakat konzipiert, auf dem die Umrisse einer Frau und eines Mannes zu sehen sind. Mit bunten Klebepunkten sollten die jungen Besucher markieren, an welchen Stellen es ihnen angenehm ist, angefasst zu werden, und wo nicht. Die Ergebnisse waren dabei ganz unterschiedlich. „Die ganz Kleinen waren noch sehr unbefangen und das Ergebnis fiel eher bunt aus“, sagte Thanhs Kollegin Annemarie Stecher am Mittwoch. Von ihr stammte auch die Plakatidee. „Heute bei den Viert- bis Sechstklässlern waren die Ergebnisse schon viel deutlicher, wie man sieht.“ Eindeutig sammelten sich die roten Punkte, die für „nicht anfassen“ stehen, im Brust- und Intimbereich.

Mit der Aktion wollten sie den Schülern die Berührungsängste vor dem offenen Umgang mit ihrer Sexualität nehmen und klammerten dabei auch ernste Themen wie Missbrauch nicht aus. „Es ist ganz wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen auch offen mit den Eltern sprechen können oder eben wissen, wo sie sich im Ernstfall sonst hinwenden können“, sagt Thanh. „Und natürlich müssen sie wissen, was in ihren Körper vorgeht, um zu verstehen, was überhaupt passiert oder passieren kann.“ Auch dahingehend bot der Mädchentreff viel Anschauungsmaterial, wie zum Beispiel eine Stofftier-Gebärmutter. „Die ist wirklich klasse und sehr beliebt“, sagte Stecher. „Es fällt den Kindern einfach leichter, Zugang zu finden, wenn sie etwas in die Hand nehmen können.“

Neben sexueller Aufklärung, an der sich die AIDS-Hilfe Potsdam mit einem Stand beteiligte, gab es viele andere Aktionen rund um den menschlichen Körper. So bot der Hörgeräte-Händler Klaper unter anderem einen Hörtest an und die Brandenburgische Krebsgesellschaft ließ die Kinder in einem Sinnesparcours Obst und Gemüse erschnuppern und erschmecken. Knackige Vollkornbrote mit vielen frischen Zutaten sorgten außerdem für den gesunden Snack zwischendurch.

Aber auch Krankheiten und der Tod waren Thema. Martina Geiersberg von der Björn-Schulz-Stiftung sprach mit den Kindern und Jugendlichen über oft tabuisierte Themen wie Tod und Abschied. Ähnlich wie bei der Sexualität seien auch hier die Jüngeren sehr viel offener im Umgang mit der Thematik, wie Geiersberg erzählte.

„Wenn die Kinder in die Pubertät kommen, ist es immer etwas schwieriger“, bestätigte auch Annemarie Stecher. „Die Jugendlichen wollen dann auch nur sehr wiederwillig mit einem sprechen und müssen gelockt werden.“ Die Infotage im Treffpunkt Freizeit seien aber ein Erfolg gewesen, da viele neue Kontakte zu Schülern und Lehrern aufgebaut werden konnten, wie sie ergänzte. Sarah Kugler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })