Landeshauptstadt: Nicht der größte Spielverderber
Pornos, Blut, Suff: Pädagoge Klaus Hinze ist für Jugendschutz in Brandenburg zuständig. Ein Besuch.
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Einen Spielverderber stellt man sich eigentlich anders vor. Dass Klaus Hinze sich für Verbote bei Computerspielen, Filmen oder Alkohol einsetzt, traut man ihm im ersten Moment gar nicht zu. Noch dazu ist der geschäftsführende Referent des Vereins „Aktion Kinder- und Jugendschutz“ der Landesarbeitsstelle Brandenburg, beim Festlegen der Altersfreigabe von Computerspielen und Filmen beteiligt. Als Vertreter des Landes Brandenburg sitzt er nämlich in den Prüfgremien der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) sowie in den Gremien der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Trotzdem wirkt der Sozialpädagoge nicht spießig. Im Gegenteil – er versetzt sich auch in Jugendliche hinein. Sagt er.
Denn ihm gehe es in seinem Verein, den es seit 1993 in Potsdam gibt, nicht darum, den Jugendlichen „ständig auf die Finger zu klopfen“. Die Jugendlichen sollen nur vor gewalttätigen Inhalten, etwa bei Computerspielen, geschützt werden. Das hört sich zwar augenblicklich nach Spaßbremse an, doch Hinze ist nicht der einzige der sich für solche Regeln einsetzt: „Viele Jugendliche vertreten ähnliche Meinungen wie die Filmprüfer“, erklärt der Sozialpädagoge.
Allerdings glaubt er nicht, dass jedes blutige PC-Spiel gleich zu Gewalttätigkeit führen müsse. Denn es gibt „viele junge Menschen, die hochgewaltige Spiele bevorzugen, sich trotzdem aber völlig sozial verhalten.“ Bei „Risiko-Jugendlichen“ – jungen Menschen die Probleme in der persönlichen Entwicklung haben oder einer schwierigen sozialen Lage in der Familie ausgesetzt sind – bestehe schon eher die Gefahr, auch nach so einem Spiel erst Recht gewalttätig zu werden. Viel mehr Sorgen aber bereitet Hinze das Internet. Das breite Angebot von unmoralischen Inhalten hätte dort schon lange keine Grenzen mehr. „Egal wie alt – jeder hat leichten Zugriff darauf“, bedauert er.
Deshalb veranstaltet der Verein am dritten November-Wochenende in Ludwigsfelde eine Informationsveranstaltung zum Thema Gewaltverbreitung, Pornographie und Rechtsradikalismus im Internet. So eine Veranstaltung soll vor allem präventiv wirken. Auch bei Projekttagen an Schulen oder durch Infobroschüren will der Verein, der von Wohlfahrts- und Jugendverbänden unterstützt wird, auf diese Themen hinweisen.
Der Verein will damit auch die Gesellschaft sensibilisieren. Denn am meisten ärgert sich Hinze aber darüber, dass „Alkoholexzesse unter 13-Jährigen überhaupt von unserer Gesellschaft ermöglicht werden.“ Vor allem Laden- oder Diskothekenbesitzer müssten Ausweise öfter kontrollieren. Die Öffentlichkeit würde oft erst auf Probleme unter den Jugendlichen durch bestimmte Gesetze reagieren, wie etwa das Nichtrauchergesetz für Jugendliche unter 18 Jahren – das seit September in Brandenburg gilt – beweise. „Erst jetzt wird an der Bushaltestelle nicht mehr weggeguckt, wenn sich eine 13-Jährige eine Zigarette anmacht“, meint Hinze.
Bei all den Sünden, die er so erlebt: Eine Sache erstaunt den Sozialpädagogen immer noch. Bei einem Projekt in der Schule hatten die Jugendlichen selber strengere Jugendschutzgesetze gefordert, als Hinze erwartet hätte – allerdings sollten diese nur für deren Geschwister gelten. So steht für ihn fest: „Also bin ich nicht der größte Spielverderber!“
Im Internet:
www.jugendschutz-brandenburg.de
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