Landeshauptstadt: Nicht im Tiefschlaf
Zu „War die DDR ein Unrechtsstaat?“ vom 5.
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Zu „War die DDR ein Unrechtsstaat?“ vom 5. Oktober
In dem Artikel schreibt der Autor, dass die Deutschen an die Generationenlüge über die unschuldige Wehrmacht glaubten. Erst als (50 Jahre nach dem Krieg) der Bestseller „Hitlers willige Vollstrecker“ erschien, wurden ihnen die Augen geöffnet. Diese Deutung ist schon mehr als merkwürdig. Seit Ende 1945 gibt es den Tagesspiegel, da würde es sich schon einmal lohnen, sich in das Archiv zu begeben und nachzulesen, wie viel über die Verstrickung der Wehrmacht, Wirtschaft und so weiter aufgedeckt und publiziert wurde. Diese Themen wurden innerhalb vieler Familien sehr kontrovers diskutiert. Dann, als Beweis für das Nichtwissen, auch noch einen Herrn Filbinger zu bemühen, ist die Spitze. Dass ein wissenschaftlich aufgebauter Bestseller mit einigen neuen Fakten herausgebracht wurde, ist gut, vor allem gegen das Vergessen. Aber dass uns Deutschen erst dieses Buch die Augen geöffnet hat, würde bedeuten, dass wir über 50 Jahre von Politikern, Journalisten, Schriftstellern, Lehrern im Tiefschlaf gehalten wurden. Und das stimmt zum Glück nicht.
Jürgen Koch, Potsdam
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