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Landeshauptstadt: Nicht nur Frauensache

Vor 140 Jahren entstand der Potsdamer Verband des Roten Kreuzes: Gestern gab es die Geburtstagsfeier

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Babelsberg – Aus dem öffentlichen Leben ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK) eigentlich nicht wegzudenken: Gestern feierte der DRK-Kreisverband Potsdam/Zauch-Belzig seinen 140. Geburtstag. Zur Festveranstaltung auf dem Gelände der Behindertenwerkstätten in der Kohlhasenbrücker Straße kamen ehrenamtliche und angestellte Mitarbeiter des DRK – Verbands-Chef Wolfgang Hennig schätzte die Zahl der Gäste auf 200.

Das DRK bediene „wesentliche soziale Felder“ in der Landeshauptstadt, betonte Elona Müller, die Beigeordnete für Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz, in ihrer Ansprache. Als Beispiele nannte sie das Engagement als Träger der Jugendhilfe, die Wasserwacht sowie die Behindertenwerkstätten. Dort würden Arbeitsplätze für Menschen geschaffen, die im normalen Arbeitsmarkt keine Chance hätten, begründete Müller.

160 Menschen mit Behinderungen betreffe das momentan, sagte Peter Lehmann, der Vorsitzende des Kreisverbandes. Insgesamt hat der Kreisverband laut Verbands-Chef Hennig 480 Mitarbeiter und fast 13 000 Mitglieder.

Zwischen 6000 und 8000 Menschen absolvierten jährlich den Kurs zur „Ersten Hilfe“. Den gibt es seit Ende 2006 sogar für Kinder: 1200 Drei- bis Sechsjährige haben an dem bundesweit einmaligen Projekt teilgenommen, berichtete Lehmann. Er erinnerte auch an Katastrophenschutzeinsätze wie beim Oder-Hochwasser 1997 oder die Spendenaktion für indonesische Tsunami-Opfer Weihnachten 2004.

Gegründet wurde der Potsdamer Verband am 2. Oktober 1867 – auf Wunsch von Augusta, der Frau des damaligen preußischen Königs und späteren Kaisers Wilhelm I. Der „vaterländische Frauenverein vom Roten Kreuz“ leistete noch bis in die 1920er Jahre hinein hauptsächlich Hilfe für Kriegsverletzte – „ehrenamtlich von Anfang an“, betont Hennig. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 richteten die Helferinnen vom Roten Kreuz in der Orangerie im Park Sanssouci ein Hilfslazarett ein, berichtete Lehmann. 40 Jahre lang blieb das Rote Kreuz Frauensache, erzählte er. Erst 1907 beteiligten sich die ersten Männer – im „Sanitätsverein Nowawes“. Ab den 1920er Jahren stieg das DRK auch in die Sozialarbeit ein.

Während des Nazi-Regimes gehörte das DRK zu den gleichgeschalteten Organisationen: Seit 1934 war Adolf Hitler Schirmherr, 1937 wurde der SS-Oberführer Ernst-Robert Grawitz zum DRK-Präsidenten berufen. In Babelsberg befand sich damals nicht nur das DRK-Hauptlager: Von 1938 bis 1943 mussten Kriegsgefangene hier das neue DRK-Präsidiumsgebäude bauen – den heutigen Universitätsstandort Griebnitzsee. 1945 wurde das DRK von der sowjetischen Militäradministration verboten.

Im Oktober 1952 gründeten sich die Potsdamer neu. An die schwierige erste Zeit erinnerte sich gestern auch Joachim Hennig: Zwar existierte bereits die Notrufnummer 112, aber „für den Krankentransport gab es kaum Fahrzeuge“, sagte der 81-jährige gelernte Eisenbahner, der damals Mitglied der ersten Stunde war.

Kreisbereitschaftsleiter Reinhold Hesse erhielt gestern das Ehrenzeichen des DRK – die höchste Auszeichnung des Vereins. Der 79-Jährige koordiniert unter anderem die ehrenamtlichen Tätigkeiten wie den Suchdienst und die Betreuung von Veranstaltungen sowie die Weiterbildungen. Jana Haase

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